“Wir gaben alles füreinander, nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Leidenschaft.“
„Mit meinem Team beim Rennen um die Welt“. So lautet der Untertitel des Buches, das auch mich einmal um die Welt getragen hat.
Boris Herrmann ist wohl der bekannteste deutsche Segler, der 2020 bei der Vendée Globe, einer Einhand-Regatta ohne Zwischenstopp, mit seiner Imoca-Yacht, der Malizia, die Welt umrundete. Drei Jahre später läuft er zu einer erneuten Weltumsegelung aus, diesmal hat er jedoch ein Team dabei. Das Ocean Race gilt als der härteste Teamwettbewerb der Sportwelt und birgt ganz andere Herausforderungen als herkömmliche Regatten. Ist es möglich, mehrere Monate mit einer Frau und vier Männern auf engstem Raum zu leben? Kann man als Team durch das Eismeer segeln, nur mit dem allernötigsten Schlaf und ohne richtiges Essen, ohne sich gegenseitig in die Haare zu bekommen? Was macht man, wenn die Satelliten im Weltraum näher an einem dran sind, als irgendein Stück Land und sich eine Person verletzt?
Boris Hermann erzählt in seinem Buch von dieser Reise. Von den Höhen und Tiefen, von Dramen, großen Unglücken, riesigen Erfolgen, harter Arbeit, Glücksgefühlen und der Kraft, die sie einander gaben und die sie einmal um die Welt getragen hat.
Für mich als Hobby-Seglerin war es unfassbar spannend zu verfolgen, wie anders auf der einen Seite das Segeln in den Weltmeeren ist und dann doch wieder mehr Kleinigkeiten als ich dachte wiedererkennen zu können. Es war spannend, die taktischen Gedanken zu lesen und nachzuvollziehen, warum die Crew sich für eine bestimmte Route entschieden hat. Und dann mitzufiebern – geht der Plan auf? Sind sie schneller als die anderen? Zudem basiert ein großer Teil der Dokumentation auf persönlichen Berichten der Segler. Sie haben beschrieben, wie es ihnen in bestimmten Situationen ging, was sie beschäftigt, wie sie mit gegebenen Umständen umgehen. Fünf ganz verschiedene Persönlichkeiten, die, wie sie selbst immer wieder betonen, perfekt harmonieren und sich nicht besser ergänzen könnten.
Aber auch als nicht-Segler ist es spannend, die Reise zu verfolgen. Denn es geht um Kameradschaft innerhalb einer Crew, aber auch um die Freundschaft und Erleichterung, wenn man nach Wochen im Eismeer einen Konkurrenten am Horizont sieht. Smalltalk über Funk konnte manchmal eine große Erleichterung sein. Zudem war für mich total neu, was für logistische Prozesse an Land hinter dem Rennen stecken. Die Segler betonten häufig, dass 50% der Regatta an Land entschieden wird. Dieser Teil der Reise ist genauso spannend zu verfolgen, wie der Teil auf dem Wasser.
Mich hat es jedenfalls gepackt und ich kann mir vorstellen, einige von euch auch. Es liest ich total gut und ich freue mich schon auf die Vendée Globe 2024, wo Boris Herrmann erneut an den Start gehen wird, ich habe großen Respekt!
Lena
Segelst du? Hast du das Ocean Race oder die Vendée Globe verfolgt?