Empfehlung für dich (Laura Silverman, Oktober 2021, Carlsen-Verlag)

Empfehlung für dich (Laura Silverman, Oktober 2021, Carlsen-Verlag)

„Ich liebe es, dass du so empfindlich bist. Es bedeutet, dass dir die Dinge wichtig sind, die Menschen. Das ist etwas Gutes.“ (Aus ‚Empfehlung für dich‘)

Shoshanna arbeitet in der Buchhandlung mit dem träumerischen Namen „Es war einmal“ und liebt ihren Job. Es bereitet ihr große Freude, die Kunden kennenzulernen, sich ihre Lesegeschichten anzuhören und ihnen dann einen perfekten Tipp für ihr nächstes Buch geben zu können. Und die Kunden lieben Shoshanna, denn bei ihr bekommen sie mit Sicherheit ein Buch ans Herz gelegt, das sie in eine andere Welt reisen lässt, ganz individuell.

Somit ist Shoshannas Freude groß, als ihre Chefin in der Woche vor Weihnachten einen Wettbewerb ausruft: Wer die meisten Bücher verkauft, der bekommt eine Prämie. Für Shoshanna ein großes Glück, denn der Sieg scheint ihr sicher zu sein und sie könnte das Geld sehr gut gebrauchen, um ihr geliebtes Auto Barbra Streisand reparieren zu lassen … Wäre da nicht dieser neue Mitarbeiter Jake, der offen zugibt, dass er nicht liest, aber trotzdem unverschämt viele Bücher an die Kunden bringt. Shoshanna geht es total gegen den Strich, dass ausgerechnet dieser unfreundliche, nicht-lesende und leider viel zu süße, gut riechende und Flanellhemden-tragende Mitarbeiter ihr den sicheren Sieg streitig machen könnte. Während die beiden den Wettbewerb mit allen Mitteln zwischen sich ausfechten und dabei ausgesprochen kreativ werden, kommen sie sich (un-)freiwillig immer näher und der gewisse Weihnachtszauber, der in der Luft liegt, wirkt auch nicht gerade dagegen an …

Großartig! Laura Silverman hat mit diesem Roman eine wunderschöne Weihnachtsromanze in die Welt gesetzt. Ich bin in letzter Zeit echt nicht viel zum Lesen gekommen oder hatte nicht die Ruhe, mich auf ein Buch so richtig einzulassen, aber es tat so gut, mal wieder einen Roman zu haben, der einen einfach weg aus seiner eigenen Welt bringt. Zusammen mit Shoshanna bin ich eingetaucht in ihre Buchhandlung und ihre Welt. Total spannend war es, die Vorweihnachtszeit aus jüdischer Sicht zu „erleben“ und gerade dieser Punkt – eine jüdische Protagonistin in einem christlichen Vorweihnachtsstress – hat wahnsinnig viel Witz und Humor in die Geschichte gebracht, gerade da Shoshanna auch ein so sympatischer Mensch ist. Sie ist mir total ans Herz gewachsen und ich würde sie echt gerne noch besser kennenlernen. Wie bei so vielen New Adult Romanen war das Ende ziemlich vorhersehbar, aber wie wir alle wissen, macht das das Leseerlebnis ja nicht weniger schön. Und tatsächlich gab es auch trotzdem gerade am Ende noch mehrere Aspekte, die ich dann so nicht erwartet hätte. Also im Nachhinein doch nicht so ganz vorhersehbar.

Wie ich bereits sagte, liest es sich sehr schnell und ist auch keineswegs eine anspruchsvolle Lektüre. Aber für einen gemütlichen Adventsabend ist es in meinen Augen genau das Richtige und für alle die, die ein wenig anspruchsvolleren Lesestoff haben möchten, ist es durchaus auch etwas, da einige gesellschaftliche Themen angesprochen werden, über die man auch noch lange nachdenken kann, wenn man möchte. Das Judentum in der Vorweihnachtszeit, Homosexuelle Beziehungen, der Umgang mit Trennungen, Freundschaft, Fehler und Entschuldigungen.

Ihr seht, ich kann es absolut empfehlen. Wenn ihr für das kommende Adventswochenende auch noch eine kleine Auszeit benötigt, dann greift zu!

Lena

Seid ihr von der Sorte Weihnachtsmuffel oder Weihnachtswichtel? Genießt ihr die gemütliche Adventszeit genauso wie ich? Und wer würde auch gerne mal einen Blick in „Es war einmal“ werfen …?

Die Schule am Meer (Sandra Lüpkes; 2020; Rowohlt-Verlag)

Die Schule am Meer (Sandra Lüpkes; 2020; Rowohlt-Verlag)

„Es war das Los der Lehrer, dass das Erreichen des Ziels zugleich auch den Abschied bedeutete.“

1925 wird auf der kleinen Insel Juist zwischen Wattenmeer und Nordsee von ein paar Lehrern die „Schule am Meer“, die erste reformpädagogische Schule in Deutschland, gegründet. Mit dabei sind Anni und Paul Reiner, die ihr ganzes Herzblut in die Errichtung des Internats stecken. Der Fokus soll auf dem gleichberechtigten Miteinander und dem praktischen Lernen im Einklang mit der Natur liegen. Sogar der große deutsche Dirigent Eduard Zuckmayer kommt als Musiklehrer auf die Insel, da die Schule Lehrern sowie Schülern eine Chance, und die Insel ihnen ein Zuhause bietet.

Doch auch die kleine, von der Welt abgeschottete Insel, auf der die Zeitung immer erst zwei Tage zu spät ankommt und die im Winter bei eisiger Kälte keine Möglichkeit hat, sich zu versorgen, wird von der Entwicklung in der Politik eingeholt. Und so ist man sich auf der Insel nicht einig, was man von der Schule halten soll, die bei vielen auch als „Hort für Kommunisten und Juden“ verschrien ist. Und so drohen jahrelange Arbeit der Gemeinschaft langsam auseinanderzubrechen …

Die Autorin, die selbst auf Juist aufgewachsen ist, hat in diesem Roman die Geschichte einer Schule festgehalten, die zu großen Teilen vergessen oder links liegen gelassen wurde. Auf ihrer Recherche-Reise ist sie den Lehrern und Schülern ins Tessin, nach Berlin und natürlich nach Juist gefolgt und hat die Schule am Meer wieder aufleben lassen. In dem Roman erzählt sie die Geschichte im Wechsel aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten, und so kommt sowohl die Familie Reiner, wie auch der Schüler Moskito, das Küchenmädchen (und vieles anderes) Marje und der (unter anderem) Gemeindediener Gustav Wenninger „zu Wort“. Durch diesen Wechsel bekommt der Leser ein sehr eindrucksvolles Bild der verschiedenen Ansichten und Meinungen auf der Insel und auch von der Grundstimmung, die dort herrschte und die die Menschen geprägt hat. Die Geschichte basiert in erster Linie auf dem Logbuch der Schule, das der Schulleiter Luserke sehr penibel führte.

Insgesamt ist der Roman lebhaft, gefühlvoll und beschreibend geschrieben, wodurch man beim Lesen ein unglaublich gutes Bild der Umstände bekommt, sich aber gleichzeitig sehr gut in die Situation der einzelnen Kinder und Lehrer hineinversetzten kann. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und konnte dieses etwas dickere Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Eine echte Ferienlektüre für jedermann!

Lena

Wärt ihr gerne auf die Schule am Meer gegangen? Und wie hättet ihr euch an Annis Stelle verhalten, als sie vor der schweren Entscheidung stand, wie sie ihre Zukunft gestalten soll?

Man vergisst nicht, wie man schwimmt (Christian Huber; 2022 – dtv)

Man vergisst nicht, wie man schwimmt (Christian Huber; 2022 – dtv)

„Sei einmal cool, Krüger!“ – Victor

Cool sein – das ist etwas, das Krüger sich schon lange wünscht. Doch eigentlich genau so lange hat er akzeptiert, dass er niemals cool sein wird. Krüger heißt eigentlich Pascal und er kann es kaum erwarten, dass der Sommer vorbei ist. Denn seitdem er nicht mehr schwimmen gehen kann, hasst er nichts mehr als den Sommer und die Hitze. Zum Glück ist es der 31. August 1999 und somit für Krüger der letzte Tag des Sommers.

Eigentlich hatte er den Tag im Bett verbringen wollen, doch dann steht sein bester Freund Victor vor der Tür, und die beiden beschließen, den Tag gemeinsam in ihrer verschlafenen Heimatstadt Bodenstein zu verbringen. In einem Elektro-Geschäft, in dem sie ein neues Videospiel ausprobieren, treffen sie auf ein Mädchen, das nicht nur ein neues Nokia-Handy, sondern auch Krügers Rucksack stiehlt. Natürlich müssen sie das Mädchen finden. Krüger, weil in dem Rucksack sein Notizbuch liegt, und Victor, weil er das Nokia mitgehen lassen möchte. Auf der Suche nach ihr treffen die beiden schließlich auf eine Spur, die sie zu einem Wanderzirkus etwas außerhalb der Stadt führt. Dort finden sie schließlich das Mädchen, das sich ihnen als Jacky vorstellt. Jacky scheint eigentlich ganz okay zu sein. Zumindest beeindruckt sie die beiden Jungs sehr mit ihren Messerwurf-Künsten. 

Spontan schmieden die drei einen Plan, um am Abend auf eine Party bei den beliebtesten Mädchen der Stadt zu gelangen. Dabei überschreiten sie auch einige Male die feine Grenze zwischen Mut und Leichtsinn …

Krüger lernt an diesem Tag viele neue Dinge. Zum Beispiel, dass es okay ist, nicht „cool“ zu sein, wie wichtig wahre Freundschaften sind oder dass es nichts Schlimmes ist, sich zu verlieben. Und auch, dass man nicht vergisst, wie man schwimmt.

Der Roman hat mich sehr fasziniert. Die gesamte Geschichte spielt an diesem einen Tag, dem 31. August 1999. Auch wenn das über zwanzig Jahre her ist, sind die jugendlichen Charaktere authentisch. Die vielseitigen Erlebnisse der Drei werden sehr detailliert und durchdacht aus Krügers Perspektive beschrieben. Christian Huber schafft es, einen kompletten Coming-of-age-Roman, der viele Themen, wie Freundschaft, den eigenen Körper, Liebe, aber auch Tod beinhaltet, an einem einzigen Tag spielen zu lassen, ohne dass es langweilig wird. Der Schreibstil sorgt dafür, dass man aus der Geschichte am liebsten gar nicht mehr auftauchen möchte. Der Roman zieht einen aber nicht nur durch seine tolle Erzählweise in den Bann, sondern auch durch Krügers viele Geheimnisse, z.B. warum er nicht mehr schwimmen kann, warum er Krüger genannt wird oder auch warum er sich nicht verlieben darf. Die Antworten darauf werden Stück für Stück immer wieder angedeutet und lassen einen eigene Theorien aufstellen. Krügers Geschichte ist sehr eindrucksvoll und beschäftigt einen auch noch nach dem Beenden des Buches. Der Roman macht gleichzeitig Lust auf Sommer und auf Abenteuer.

Majlis

Kennt ihr das Gefühl, dass manche Tage sich wie eine ganze Woche anfühlen?

Beat it up (Stella Tack; 2020 – Knaur)

Beat it up (Stella Tack; 2020 – Knaur)

Summer und Xander Price sind Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Summer als Klavierwunderkind gilt und der Karriere ihrer Eltern als Konzertpianisten nachstrebt, hat Xander sich komplett von seinen Eltern losgesagt, um als DJ „Price X“ berühmt zu werden. Als Xander Summer bittet, ihm beim Schreiben eines Songs zu helfen, wie sie es früher schon ein paar Mal getan hat, will sie zunächst ablehnen, um ihre eigene Karriere als klassische Musikerin nicht aufs Spiel zu setzten. Doch dann gesteht Ethan, Summers bester Freund seit Kindertagen, ihr seine Liebe. Verwirrt und verunsichert ergreift sie die Gelegenheit beim Schopf, etwas Abstand zu gewinnen, und fliegt nach New York zu Xander.

Ein paar Wochen später wäre sie dort sowieso hingekommen, da sie eine Einladung zum Vorspiel für das New York Orchestra erhalten hat. Wenn sie bei diesem Vorspiel überzeugen könnte, würde endlich ihr großer Traum in Erfüllung gehen. Doch zuerst soll sie Xander bei seinem Song helfen. Den braucht er nämlich für das „Beat it up“. Das „Beat it up“ ist das größte Musikfestival Amerikas. DJs aus der ganzen Welt treten auf Bühnen in New York, Las Vegas, LA und vielen anderen Städten auf. Auch ein paar Nachwuchs-DJs wie Xander dürfen dabei sein. Und nicht nur das. Der beste von ihnen bekommt eine Europa-Tournee finanziert. 

In den Aufnahme-Studios muss Summer nicht nur mit Xanders mürrischen Mitarbeitern fertig werden, sondern trifft auch noch auf den arroganten, aber auch sehr attraktiven Gabriel Blazon, Xanders härtesten Konkurrenten.

Als der Song nach einer Woche endlich fertig aufgenommen ist, kommt Xander auf die Idee, dass Summer ihn während des Festivals quer durch die USA begleiten könnte. Dem stehen allerdings zwei Dinge entgegen. Zum einen möchte Summer sich intensiv auf das Vorspiel vorbereiten. Zum anderen hat sie schon seit langem physische Probleme, da mit ihrem absoluten Gehör auch eine akustische Hypersensibilität mit eingeht. Dadurch reagiert sie auf Lärm mit starken, lang anhaltenden Kopfschmerzen. Doch auch sie muss einsehen, dass Xander mit dem Vorwurf, dass sie sich jeglichem Spaß entziehen würde, Recht hat. Schließlich entscheidet sie sich doch mitzufahren. Nachdem sie eine erste Panikattacke, die durch den Lärm von tausenden von Menschen ausgelöst wurde, überstanden hat, lernt sie die immer muntere Tänzerin Payton kennen, die sich als eine wunderbare Freundin für Summer entpuppt. Doch schon wird ihre gute Laune gedämpft, als sie erfährt, dass sich Xander und sie nicht nur einen Bus mit Payton und einem weitern DJ teilen, sondern auch mit Gabriel Blazon. Kann das gut gehen?

”Beat it up” ist ein klassischer Enemies-to-Lovers Roman. Trotz des vorhersehbaren Endes hat mich das Buch sehr gefesselt. Ich konnte mich zwar nicht ganz mit Summer identifizieren, da ich selbst kein Problem damit hätte, ein Festival zu besuchen, aber sie war mir trotzdem direkt sympathisch. Stella Tack lässt einen das Gefühl haben, selbst bei einem bunten Festival in einer tanzenden Menge zu stehen oder mit der fröhlichen Payton Waffeln zu essen. Ein Gute-Laune-Roman, der trotz etwas Drama Lust auf Musik macht. Besonders gut hat mir Summers Persönlichkeitswandel gefallen, den Stella Tack sehr nachvollziehbar veranschaulicht hat. 

Majlis

Mögt ihr lieber klassische oder elektronische Musik? Wärt ihr gerne mal auf einem Festival wie dem „Beat it up“?

Im zweiten Band geht es dann um Xander und Rosie und im dritten treffen Payton und Ethan aufeinander.

Am Ende sterben wir sowieso (Adam Silvera, 2017, Atrium Verlag AG)

Am Ende sterben wir sowieso (Adam Silvera, 2017, Atrium Verlag AG)

„Und dann weint er schließlich, […] weil das größte Verbrechen heute Nacht war, dass er seinen besten Freund nicht zum Abschied umarmen konnte.“ (Malcolm in „Am Ende sterben wir sowieso“)

Hat sich nicht jeder schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob es erstrebenswert wäre zu wissen, wann und wie man stirbt? Würden wir anders leben, wenn wir wüssten, dass unser Leben wirklich jeden Moment zu Ende sein könnte? Und würden wir uns bereit fühlen?

Mateo und Rufus wissen, wann sie sterben. Denn am 5. September bekommen die beiden einen Anruf von dem Todesboten, dass sie keine 24 Stunden mehr zu leben haben. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn jeden Tag sterben Menschen, die vorher vom Todesboten informiert wurden, aber Rufus und Mateo sind erst 17 und 18 Jahre alt und alles andere als bereit zu sterben. Die beiden wissen, dass der Tod nicht zu stoppen ist und beschließen aus unterschiedlichen Gründen, ihren letzten Tag auf der Erde mit einem letzten Freund zu verbringen. An diesem einen Tag haben sie beide noch ein ganzes Leben vor sich und so einiges zu erledigen und zu verarbeiten, bevor sie sich für immer verabschieden müssen …

Rufus und Mateo beschreiben im Wechsel deren letzten Tag, zwischendurch haben aber auch mal andere Personen, die irgendwie eine Rolle in deren Leben spielen, etwas zu sagen. Der Leser begleitet die beiden Jungs einen Tag lang durch ihre Stadt und lernet die beiden durch die Berichte und durch die Augen des jeweils anderen erst richtig kennen. Adam Silvera kennt in diesem Fall echt keine Gnade und bringt den Leser hoffnungslos zum Weinen. Das Schwierigste beim Lesen ist, dass man die ganze Zeit eine Ahnung hat, wie es ausgeht und damit mit den beiden Jungs einen Haufen letzter Male und Abschiede erlebt, aber die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird, bleibt.

Ein harter Brocken, ich würde fast sagen, Granit. So viele Tränen habe ich bei noch keinem Buch vergossen und das auch einfach mal zwischendurch, weil es den Leser zutiefst berührt, was Rufus und Mateo an nur einem Tag erleben und lernen. Sie lernen an einem Tag mehr über sich und das Leben als es andere Menschen in einem ganzen Leben tun.

Ich fand das Buch großartig. Das mag vielleicht bis hierhin noch nicht so klingen, aber es ist eine Lektüre, die einen über so viele Dinge nachdenken lässt und den Leser auch zwingt, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Was würde ich machen, wenn ich erfahren würde, dass ich heute sterben werde? Wen würde ich bei mir haben wollen? Würde ich drüber sprechen? Was würde ich zu einer geliebten Person sagen, wenn ich wüsste, dass sie sterben würde? Und wäre ich bereit? Diese Fragen und noch viele mehr sind mir beim Lesen durch den Kopf gegangen und sie tun es auch jetzt noch. Aber ich fühle mich noch nicht bereit zu gehen und das Buch hat mich gelehrt, dass man, wie schon James Dean sagte, jeden Tag leben soll, als wäre es unser letzter. Plötzlich werden Kleinigkeiten wichtig, die man vorher als selbstverständlich betrachtet hat und die Augen werden offener, der Geist wacher.

Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen! Es ist zugleich eine wunderschöne und super traurige Geschichte, aber man setzt sich mal mit einem Thema auseinander, das man sonst, gerade in seinen jungen Jahren, gerne mal zur Seite schiebt.

Lena

Denkt mal über die Fragen nach und wenn ihr eine Antwort für euch gefunden habt, teilt sie uns gerne mit. Dann erfahrt ihr vielleicht auch, was wir an unserem letzten Tag auf Erden noch machen wollen würden …

Auerhaus (Bov Bjerg; 2015 – atb)

Auerhaus (Bov Bjerg; 2015 – atb)

„Die Zeit im Auerhaus, das sei seine schönste Zeit gewesen. Das hat er in das Buch geschrieben“

Höppner, Frieder, Vera, Cäcilia, Pauline und Harry – die Bewohner des Auerhauses.

1982 – Höppner muss mal von zu Hause weg. Er kann den neuen Freund seiner Mutter einfach nicht mehr ertragen. Da kommt ihm Frieder gerade recht. Frieder hatte versucht sich umzubringen und kam danach in die Psychiatrie am Rand der Stadt. Jetzt wurde er entlassen, aber er möchte auf keinen Fall wieder zu Hause einziehen. Eine WG mit Höppner bietet sich an. Da dieser aber nicht alleine für Frieder verantwortlich sein möchte, zieht auch Vera mit ein. Die wiederum möchte aber nicht das einzige Mädchen sein und nimmt ihre Freundin Cäcilia mit. Als dann Pauline, Frieders Freundin aus der Psychiatrie, entlassen wird, wird sie auch Mitglied der WG. Woher Harry kommt, weiß keiner so genau, aber eines Tages war er halt auch irgendwie dabei. 

Die Jugendlichen genießen ihre Freiheit: Schmeißen Partys, werden zu Kleinkriminellen und essen nach einem Knoblauch-Unfall drei Wochen lang Tzaziki. Doch es gibt auch die andere Seite der Auerhausbewohner, wenn sie in langen Gesprächen über Gott und die Welt, Leben und Tod philosophieren. Wie funktioniert die Liebe? Was macht man nach der Schule? Wie ist es zu sterben? Und zwischen all den anderen Fragen steht immer wieder die eine im Raum: Wird Frieder es nochmal versuchen?

Dieser Coming-of-Age Roman hat mir echt gut gefallen. Inhaltlich hat die Geschichte mich an „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf erinnert. Der Roman ist mit Witz geschrieben und  Bov Bjerg ist es gut gelungen, auch über schwierige Themen sehr klar und verständlich zu schreiben. Zwischendrin fand ich es etwas anstrengend, da ich mich mit keinem der Charaktere gut identifizieren konnte, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, von ihren Erlebnissen und Gesprächen zu lesen. Besonders die verrückten Aktionen der Sechs haben mich zum Lachen gebracht. Ich kann den Roman allen Jugendlichen und „Tschick“- Fans empfehlen.

Majlis

Wen der Sechs mochtet ihr am liebsten? Habt ihr schon mal in einer WG gewohnt, bzw. würdet ihr das gern?

Leaving the frame – eine Weltreise ohne Drehbuch (Maria Ehrich; 2019 – Ullenstein)

Leaving the frame – eine Weltreise ohne Drehbuch (Maria Ehrich; 2019 – Ullenstein)

„Wie viel man doch verändern konnte, wenn man sich einfach nur traute den ersten Schritt zu machen.“ 

Maria Ehrich ist mit ihrem Beruf und Leben als Schauspielerin eigentlich glücklich, aber plötzlich wird ihr bewusst, dass sie nur noch ihren Alltag von Tag zu Tag lebt. Deshalb ist sie sofort Feuer und Flamme, als ihr Freund Manu ihr eine Reise vorschlägt. Eine lange, sehr lange Reise.

Beim längeren Nachdenken packen sie Zweifel: Was wird aus Freunden, Familie und Job? Trotzdem trauen sich die beiden und machen sich auf den Weg. Ursprünglich geplant sind Kenia, Hawaii, Mexico und Norwegen. Später entscheiden sie sich gegen Norwegen und für die USA. Ihr Ziel: „Wir wollen auf unserer Reise Menschen finden, die ein völlig anderes Leben führen als wir. Menschen, die sich für etwas einsetzten, etwas tun, etwas zurückgeben, wovon die meisten Leute auf dieser Welt keine Ahnung haben. Menschen, die groß denken und die Welt auf ihre Art ein bisschen besser machen, und – wir wollen einen Film darüber drehen.“

Allerdings haben sie nicht nur einen Film gedreht, sondern Maria hat auch ein Buch geschrieben. Es geht natürlich um die Reise, aber vor allem um die besonderen Begegnungen der beiden. Ob nun eine Nonne aus Kenia, die ganz alleine Waisenkinder großzieht, oder ein Holocaust-Überlebender in den USA. Die beiden treffen auf viele beeindruckende Menschen mit noch beeindruckenderen Geschichten. Dabei lernen sie auch, dass nicht immer alles kommt wie geplant, aber dass das okay ist. Für so eine Reise brauchen die beiden viel Mut und häufig müssen sie Ängste überwinden.

Ich finde es so beeindruckend, was sich die beiden getraut haben. Nicht nur die Idee hinter der Geschichte, sondern auch die Umsetzung ist echt gut gelungen: Der Film ist mitreißend. Mit tollen Aufnahmen, die auch im Buch sehr eindrücklich beschrieben werden. Allerdings bin ich froh, zuerst das Buch gelesen zu haben. Dort gibt es deutlich mehr Hintergrundinformationen. Außerdem hat es sich echt gut angefühlt, mit hinter die Kulissen genommen zu werden und auch von den Momenten ohne Kamera zu erfahren. Am beeindruckendsten finde ich, wie offen Maria mit ihren Gedanken und Gefühlen umgeht. Sie schreibt sehr ehrlich auch von den Momenten, in denen sie Zweifel oder Angst hat. Dadurch ist das Buch auf einer sehr persönlichen Ebene geschrieben. Mich hat das gefreut, da ich schon länger Fan von Maria Ehrich bin und sie so besser kennenlernen konnte. Ich kann diese Geschichte wärmstens empfehlen! Gerade in dieser Zeit der Reisebeschränkungen zeigt sie, dass es noch unglaublich viel zu entdecken gibt.

Majlis

Würdet ihr euch trauen loszureisen? Welche Begegnung findet ihr am inspirierendsten? 

Percy Jackson erzählt griechische Göttersagen (Rick Riordan; 2014 – Carlsen)

Percy Jackson erzählt griechische Göttersagen (Rick Riordan; 2014 – Carlsen)

„Also fange ich jetzt mit dem griechischen Schöpfungsbericht an, der übrigens das totale Chaos ist. Setzt eure Schutzbrillen auf und zieht einen Regenmantel an. Es wird Blut fließen!“ – Percy Jackson erzählt griechische Göttersagen

Percy Jackson, der Sohn Poseidons höchstpersönlich, hat sich bereit erklärt, die griechischen Göttersagen über die 12 Olympier nachzuerzählen – und das trotz seiner Legasthenie. 

Wer Percy Jackson nicht kennt: Es handelt sich um eine fünfbändige Buchreihe über den fiktiven Halbgott Percy Jackson, der mit seinen Freunden mit und gegen die Griechen Götter kämpft, die ja unsterblich sind und auch in unserer modernen Welt ihr Unwesen treiben. In diesem Extraband geht es aber nicht um seine Abenteuer, sondern um die antiken Sagen.

Wer oder was war Chaos? Was hat Uranos’s Tod mit Kronos‘ Lieblingsplätzchen zu tun? Wie gelang es Zeus, seinen Vater durch ein paar Trinkspiele zu entmachten?

Aus Percy Jacksons Sicht erfährt man alles über die Entstehung der Welt, „das goldene Zeitalter des Kannibalismus“, „Kornzilla“ – Verzeihung Demeter, Heras Kuckuck, Zeus‘ Affären, Athenes Taschentuch, Apollos Fähigkeiten als Sänger, Tänzer (und Mörder), Artemis‘ Todesschwein und vieles mehr. 

Das Buch ist superlustig erzählt und macht jüngeren und älteren Lesern Spaß beim Lesen. Man muss die eigentliche Buchreihe nicht kennen, um diese, in Jugendsprache aufbereiteten, Sagen zu verstehen und Freude daran zu haben. Rick Riordan schafft es, die Sagen so zu verpacken, dass man in die Geschichten eintauchen kann und unbedingt weiterlesen möchte. Erst durch Percy Jackson, habe ich Interesse an der griechischen Mythologie gefunden und durch dieses Buch alles Wissenswerte und zusätzlich lustige Hintergrundfakten gelernt. Man kann auch mal einzelne Kapitel lesen, da diese zwar etwas aufeinander aufbauen, aber auch alleinstehend gut verständlich sind. 

Majlis

Welches ist euer Lieblingsgott? Habt ihr noch andere Bücher von Rick Riordan gelesen?

8 Städte, 6 Senioren, ein falscher Name und der Sommer meines Lebens (Jen Malone; 2018 – Magellan)

8 Städte, 6 Senioren, ein falscher Name und der Sommer meines Lebens (Jen Malone; 2018 – Magellan)

Eine Bustour durch Europa. Klingt doch super! Nur nicht für die Amerikanerin Aubree …

Nachdem sie eine geheime Party geschmissen hat, in deren Verlauf ihre große Schwester Elizabeth sie vor der Polizei rettet, darf diese das Land bis zum Gerichtstermin nicht mehr verlassen. Leider sollte Elisabeth genau in dieser Zeitspanne eine Senioren- Bustour durch Europa leiten. An sich kein großer Verlust, aber wenn Elisabeth diese Bustour nicht antritt, bekommt sie ihren Traumjob nicht. Deshalb fassen die beiden Schwestern einen gewagten Plan: Aubree, die noch nie in irgendeiner Form organisiert und auch noch nie in Europa war, soll die Bustour leiten.

Die beiden bereiten alles akribisch vor: Aubree fliegt angeblich mit ihrer Freundin in ein Ferienlager, damit ihre Eltern nichts merken, und zudem hat ihre Schwester ihr einen Ordner mit allen wichtigen Informationen zu den Städten, die sie besuchen werden, zusammengestellt. Mit diesem Survival-Pack sollte die Tour ein Klacks werden. Leider läuft nicht immer alles wie geplant: Nach einer Reihe unglücklicher Zufälle steht Aubree verwirrt und unorganisiert da. Mit dem Busfahrer, der nur spanisch kann, ist sie komplett überfordert. Glücklicherweise hält sie immerhin der freundliche Mitarbeiter der Reisegesellschaft mit seinen abendlichen „Kontroll-Anrufen“ bei Laune.

In ihrer Truppe befinden sich zwei durchgeknallte beste Freundinnen, ein Liebespaar, das sich am liebsten zurückzieht, ein Geschichtslehrer, der immer wieder mit seinem Wissen aus der Patsche hilft, und vor allem die stille und schlecht gelaunte Mutter der Chefin. Eins steht für Aubree fest: Keiner von denen darf etwas bemerken! Schon gar nicht die Mutter der Chefin! Doch nach einem Unfall wird ihr Unterstützung geschickt. Ausgerechnet der Sohn der Chefin. Der ist bestimmt nicht so begriffsstutzig wie die sechs Rentner. Andererseits könnte er ihr helfen. Fluch oder Segen?

Das Buch hat mir echt gut gefallen!  Ich brauchte ein bisschen, um reinzukommen, weil ich Aubrees Handlungsschritte am Anfang des Buches nicht immer nachvollziehen konnte bzw. anders gehandelt hätte, aber dann fand ich den Roman sehr toll! Er macht einem sofort Reiselust, weil Aubree so viel Schönes in den Städten erlebt und total davon schwärmt. Zudem kommen zwar ein Todesfall, aber auch eine kleine Liebesgeschichte vor. Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die gerne reisen und auch denen, die gerne mehr reisen würden.

Majlis

Hättet ihr immer so gehandelt wie Aubree? Welche der Städte habt ihr schon mal besucht? Schreibt es in die Kommentare : )

Dies ist die Lösung zu Collage 09.