Winterzauber in New York (Julia K. Stein, Carlsen-Verlag, 2016)

Winterzauber in New York (Julia K. Stein, Carlsen-Verlag, 2016)

Und? Wie war dein Weihnachten?

Diese Frage haben wir alle in den letzten drei Wochen wohl relativ häufig gehört. Die Antwort mag vielfältig ausfallen (total schön familiär, echt trubelig, einfach ein Chaos, furchtbar, wir haben nicht gefeiert, das schönste Weihnachten seit Jahren, …), aber Hannah hätte eine andere Antwort gehabt, die wahrscheinlich folgendermaßen ausgesehen hätte: „Unerwartet. Definitiv anders als gedacht, aber wider Erwarten schlussendlich doch echt schön.“

Denn Hannah ist pünktlich zum Weihnachtsfest in New York am Flughafen gestrandet, da auf Grund eines Schneesturms alle Flüge gecancelt wurden. Die Vorstellung, Weihnachten nicht bei ihrer Familie in Deutschland zu sein und jetzt nicht einmal eine Unterkunft, geschweige denn Geld zu haben, ist das Schlimmste, was ihr an diesem Tag passieren konnte. Zu allem Überfluss läuft ihr dann auch noch (in Flip-Flops!) ihr Kommilitone Kyle über den Weg, der wohl größte Womanizer des Colleges. So wenig sie ihn auch ausstehen kann, auch sein Flug nach Barbados wurde gestrichen und sie sehen relativ schnell ein, dass sie die nächsten Stunden wohl miteinander verbringen werden müssen. Und vielleicht ist das ja immerhin besser, als alleine am Flughafen zu sein und vielleicht könnte er ihr ja auch helfen, eine Bleibe zu finden …?
Fakt ist, dass sie sich einig sind, dass Weihnachten nicht ausfallen darf und sie das Beste aus der Situation machen müssen. Wann erlebt man schonmal New York zutiefst verschneit an Weihnachten?

Ach, dieser Roman ist etwas für schmelzende Herzen. Für mich wäre es genauso unvorstellbar wie für Hannah, Weihnachten nicht nach Hause fahren zu können, aber um ehrlich zu sein, konnte ich mein Weihnachten zuhause dadurch nochmal ganz anders genießen. Bzw. sagen wir es mal so: Es hat mir ein sehr glückliches Lächeln ins Gesicht gezaubert. 😊
Ich habe mir beim Lesen manchmal schon gedacht: ‚Ey Kyle, trag nicht so dick auf‘ oder: ‚Och Hannah, jetzt sprich ihn doch einfach drauf an‘, aber es ist total spannend gewesen, zu sehen, wie beide in ihrer Rolle gefangen waren und wie sie letztendlich immer ein Stückchen weiter aus sich herausgekommen sind und sich so besser gegenseitig kennengelernt haben.
Es ist definitiv mal eine andere College-Romanze, da sie sich faktisch nur in den ‚vier Wänden von New York‘ abspielt, ihre gemeinsame College-Zeit aber die ganze Zeit zwischen ihnen steht.

Für mich war das jedenfalls ein super Buch für die Tage unmittelbar vor Weihnachten, ich konnte mit dem Aufschlagen des Buchdeckels in ihre Welt abtauchen und alles andere ausblenden. Dabei ist es auch wirklich leicht und schnell zu lesen, sodass es sehr entspannend war. Und zugegebenermaßen – der Humor von allen beiden ist super! Das eine oder andere Mal musste ich herzlich lachen.

Wer von euch also auch noch ein bisschen in den letzten Zügen der Weihnachtsstimmung ist, greift zu! Mit einem Tee und einem Stück Schoki ist der Roman perfekt für einen verregneten Tag. Und auf wen das nicht zutrifft: In 11 Monaten ist wieder Weihnachten!

Lena

Was hättet ihr an einem Tag in New York, wo es schneit wie verrückt, machen wollen?

Sternflüstern (Paula Carlin, 2021, Diedrichs-Verlag)

Sternflüstern (Paula Carlin, 2021, Diedrichs-Verlag)

„Sternflüstern! Dieses Leuchten, das sich wie eine Berührung auf alles  legte, das geheimnisvolle, leise Knistern, das von der freudigen Aufregung sprach, die wir spürten, weil wir am Leben sein durften, in diesem Sommer, an diesem Tag, in diesem Garten, zwischen allem, das so groß war: dem himmelsstürmenden Gelb der Sonnenblumen, dem trotzigen Grün des Klees mitten im verdorrten Rasen, dem Duft des Schmetterlingsflieders, dem bodenlosen Blau der Trichterwinden, dem plötzlichen Flöten der Amsel, der wir mit dem Regenschauer aus dem Schlauch ein Geschenk gemacht hatten.“ (Irith über das Sternflüstern)

Sternflüstern, kennt ihr es? Der gleichnamige Roman handelt von einem Neuanfang, von einer neuen Orientierung an einer Weggabelung des Lebens. Die 56-jährige Irith versucht ihre Trauer über den Tod ihres Freundes Lunis zu überwinden, indem sie weiter im Hotel arbeitet und sich irgendwie durch das Leben kämpft. Dabei trifft sie auf die 20 Jahre jüngere Sophie, die zunächst nicht viel von sich preisgibt, aber auch sie hat etwas zu verarbeiten. So schließen sich die beiden Frauen zusammen und vereinen ihre kreativen Talente in einem gemeinsamen Projekt, einem großen Mosaik des Lebens. Allerdings hat Irith einer ihr unbekannten Alix noch ein Päckchen von Lunis zu übergeben, das in ihrem Schrank verstaubt. Zusammen mit Sophie rafft sie sich auf, diese ominöse Alix zu finden. Bei ihrer Begegnung stellt sich heraus, dass auch Alix etwas zu erzählen hat, nur was? Und was verbindet diese drei Frauen?

Sie stehen alle an einem Scheideweg und müssen sich neu orientieren? Doch können sie in ihrem alten Leben wieder Fuß fassen? Oder trauen sie sich nochmal einen Neuanfang zu?

Der Roman beschreibt auf eine sehr eindrucksvolle Art und Weise, wie heilsam es sein kann, sich von seinem alten Leben zu lösen und mal einen Schnitt zu machen und an einer Weggabelung abzubiegen, anstatt geradeaus weiterzugehen. Die Begegnung der Frauen wird aus der Sicht von Alix beschrieben, jedoch wird die Beschreibung immer wieder unterbrochen durch Rückblenden in ihre Zeit mit Lunis, sodass er in der gesamten Geschichte präsent ist. Es ist auch er, der den Leser mit Sätzen wie „Kneifen gilt nicht. Du musst immer wieder über deine Grenzen gehen, sonst betrügst du dich um deine Möglichkeiten.“ oder „Nur die Gegenwart ist wichtig. Nur die Gegenwart ist Leben.“ immer wieder zum Nachdenken anregt.

Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen. Ich brauchte ungefähr 50 Seiten, um in die Geschichte einzutauchen, da es ein sehr eigener Erzählstil ist, der vor allem beschreibt. Für den ein oder anderen mag es dadurch ein wenig anstrengend zu lesen sein, da man sich sehr viel vorstellen muss. Aber sobald man einmal in der Welt drin ist, ist sie so farbenfroh und detailreich wie keine andere und es macht sehr viel Spaß, das Haus des Fuchses durch die Augen von Alix zu entdecken …

Vielleicht gibt es ja jemanden von euch, der gerade auch an einer Weggabelung des Lebens steht und noch nicht so recht weiß, ob er rechts oder links abbiegen soll. Euch kann ich dieses Roman wärmstens empfehlen, denn ob er euch nun hilft oder nicht, er erweitert euren Horizont um Farben und Formen, die euch vielleicht noch nicht immer präsent waren …

Lena

Kennt ihr das Sternflüstern? Wie ist es bei euch aufgetreten?

Die Charité (Ulrike Schweikert, 2018 / 19; Rowohlt-Verlag)

Die Charité (Ulrike Schweikert, 2018 / 19; Rowohlt-Verlag)

„Nur wer sich bewegt, spürt seine Fesseln.“ (Rosa Luxemburg)

Hoffnung und Schicksal

In Berlin fürchtet man sich 1831 sehr vor der Cholera. Der erste offizielle Fall wird auf einem Spreekahn identifiziert, wo ein Schiffer einen grausamen Tods erlebt. Die Ärzte in der Charité, unter ihnen ist auch ein Arzt namens Dieffenbach, haben alle Hände voll zu tun und suchen verzweifelt nach einem Heilmittel. Doch nicht nur die Männer kämpfen in diesen dunklen Zeiten, auch die Frauen haben ihre ganz eigenen Kämpfe auszufechten. So such die in einer Ehe gefangenen Gräfin Ludovica in den Gesprächen mit Doktor Dieffenbach Trost, die Hebamme Martha tut alles, um ihrem Sohn die bestmöglichste Zukunft zu bescheren und die junge Pflegerin Elisabeth verliebt sich nicht nur in der für sie nahezu unerreichbare Medizin, sondern verbotenerweise auch in einen jungen Arzt …

Aufbruch und Entscheidung

Im Jahr 1903 schafft es Rahel Hirsch, die erste Ärztin an der Charité zu werden. Sie ist eine leidenschaftliche und geschätzte Forscherin, wird von ihren männlichen Kollegen aber weitgehend nicht akzeptiert. So wie Rahel jeden Tag zu spüren bekommt, dass der Kampf um die Gleichberechtigung noch lange nicht ausgefochten ist, merkt auch Barbara, eine Wäscherin der Charité, dass Männer die Frauen weiterhin als ihren Besitz betrachten. Obwohl die beiden Frauen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten kommen, bildet sich eine Freundschaft, in der jeder seinen eigenen Kampf ficht: Rahel setzt sich in der Charité durch und versucht in ihrem zielstrebigen Alltag auch noch Platz für ihre Liebe zu einem jungen Fliegerpionier zu finden, und Barbara kämpf für die Rechte der Arbeiterinnen und das Frauenwahlrecht. Aber dann bricht der erste Weltkrieg aus und nicht nur das Leben der beiden Frauen wird grundlegend verändert …

Die beiden Romane erzählen vor allem von der Geschichte des wohl berühmtesten Krankenhauses in Deutschland. Die Erfolge und Tiefschläge werden eindrücklich beschrieben und die medizinischen Vorgänge werden einleuchtend, aber nicht zu kompliziert in die Geschichte eingebunden. Aber neben der Charité werden auch die Kämpfe der Frauen behandelt, zunächst, wie sie um die einfachsten Rechte wie die Arbeit kämpften und dann auch um das Wahlrecht und das Recht, in der Arbeit aufzusteigen. Im zweiten Roman wird außerdem sehr berührend geschildert, wie der Erste Weltkrieg Deutschland überrollte. Und wo es auf der einen Seite Kriegsbegeisterung gab, gab es auf der anderen Seite die bangenden und arbeitenden Frauen in der Heimat.

Ich habe beide Romane geliebt und verschlungen! Die Medizin interessiert mich sehr und obwohl ich es abschreckend fand, wie man im 19. Jahrhundert operiert hat, war ich begeistert von den Entdeckungen, die dann gemacht wurden. Toll fand ich, dass die Autorin viele reale Personen eingebracht hat. So fand man Paul Ehrlich und Robert Koch, aber auch die Protagonisten der Bücher, Rahel und Professor Dieffenbach gab es wirklich. Des Weiteren ist es Ulrike Schweikert bestens gelungen, den Kampf der Frauen in ihren Roman einzubinden.

Ich kann diesen Roman bedingungslos allen Lesern empfehlen, die ein bisschen wissenschaftlich und geschichtlich interessiert sind, wobei diese Bücher aber leicht zu lesen sind!

Lena

Welcher Roman hat euch mehr ergriffen? Und glaubt ihr, ihr hättet immer den Mut und die Kraft gehabt, so zu kämpfen, wie Martha, Elizabeth, Rahel und Barbara es getan haben? 😊

Ypsilons Rache (Lou Bihl, 2021, Unken – Verlag)

Ypsilons Rache (Lou Bihl, 2021, Unken – Verlag)

„… egal, wie weit du gehen willst, wichtig ist, dass du deine eigene Essenz findest …“

Kristian Starck, ein Mitte fünfzig jähriger Pathologe, lebt in Berlin, wo er sich zumindest Zuhause traute, sein Doppelleben auszuleben. Doppelleben? Kristian ist gelegentlich auch Kristina, ein Traum, des er schon seit Kindesbeinen an hatte. Doch er ist sich gar nicht mehr so ganz sicher, ob er diesen Traum immer noch ernsthaft anstrebt oder ob es mehr ein Liebäugeln mit der Option ist. Allerdings stellt sich auch die Frage – ist das noch eine Option? Eine Geschlechtsumwandlung, wo doch gerade ein Prostata-Karzinom entdeckt wurde? Während seines Sabbaticals wollte er eigentlich ein Buch schreiben, nun geht er erst einmal auf die Suche nach sich selbst …“

Auf seiner Reise trifft Kristian seine Familie, Freunde und Bekannte, mit denen er noch ein vielleicht letztes Mal zusammenkommen will. Und er hat sich vorgenommen, sich zu outen – zum Einen als Krebskranker, zum Anderen als Kristina. Aber kann er immer den Mut dazu aufbringen? Und wie reagieren die anderen darauf? Kann jeder damit umgehen, dass ein fünfzig Jahre geglaubter Freund plötzlich eine Freundin wird, die möglicherweise bald stirbt? Während all dem Gefühlschaos steht ihm seine beste Freundin Alex zur Seite, die (zumindest fast) immer einen guten Spruch parat hat.

In Hamburg trifft er durch einen Zufall auf Chloé – doch Chloé ist nicht nur eine nette Gesprächspartnerin. Sie ist auch eine Transgenderfrau und hat ein Geheimnis, welches sie sehr reserviert werden lässt – nur welches?

Ein Roadtrip zur Selbstfindung – das ist der Autorin sehr gut gelungen. Das Buch wird aus Kristians Perspektive erzählt, weswegen dem Leser seine einzelnen Stadien der Selbstfindung sehr deutlich vor Augen geführt werden. Zu Beginn des Buches und seiner Reise fiel es mir noch ein bisschen schwer, zu fühlen, was er gefühlt hat und dementsprechend wurde das Lesen auch ein bisschen mühsam. Aber je näher ich den Protagonisten kennengelernt habe, desto mehr Spaß hat es mir gemacht, ihn zu begleiten und am Ende habe ich richtig mit ihm mitgeliebt, -gelacht und -getrauert.

Ich kann das Buch total weiterempfehlen! Vielleicht spricht es etwas ältere Leser etwas mehr an, als jüngere Leser, da die Sprache zum Teil ein bisschen ausgefallen und auch vulgär ist. Die Thematik ist sehr spannend und das Buch gibt dem Leser tolle Gedanken mit auf den Weg, nur glaube ich, dass Kinder und junge Jugendliche damit noch nicht sonderlich viel anfangen können. Aber es ist ein absolut gelungener Roman, der eine sehr tiefgründige Entwicklung darlegt.

Lena

Hättet ihr erwartet, dass die Geschichte mit Chloé so ausgeht und wie habt ihr darauf reagiert? Und wer hätte auch gerne so eine Enkelin wie Micky?! 😊

Again-Reihe (Mona Kasten; 2016 – 2020; LYX-Verlag)

Again-Reihe (Mona Kasten; 2016 – 2020; LYX-Verlag)

„Wenn wir ehrlich zueinander sind, kann das nur helfen. Da bin ich mir sicher.“ (Blake in „Dream again“)

In diesem Satz steckt eine Nachricht, die sich durch alle fünf Romane der Reihe zieht. Man muss miteinander reden, um sich vertrauen zu können.

Die Geschichte spielt in Woodshill, wo Allie zum Studieren hinzieht. Sie kommt mit dem Wunsch dort an, ihr Leben noch einmal von vorne zu beginnen. Doch schon die Wohnungssuche bringt sie fast zum Verzweifeln, sodass sie letztendlich gezwungen ist, bei dem grimmigen Kaden einzuziehen, der sie eigentlich unter keinen Umständen in seiner Wohnung haben möchte. Für Allie ist der attraktive Mann mit den Tattoos der Inbegriff von Bad Boy und sie tut alles, um im aus dem Weg zu gehen. Sie ist tierisch genervt, zumal Kaden gleich am Anfang ein paar Regeln aufstellt. Neben den Fernsehzeiten ist das auch festgelegt, dass die beiden niemals und unter keinen Umständen etwas miteinander anfangen werden. Diese Regel, die Allie zunächst für die einfachste gehalten hat, wird ihr, während sie Kaden kennenlernt, aber immer schwerer einzuhalten …

In den folgenden Bänden bleibt der Leser in Woodshill, jedoch geht es nicht länger um Allie. Fünf verschiedene Geschichten, fünf verschiedene Mädchen und fünf verschiedene Schicksale. Mal geht es um die Familie, dann spielt die Karriere eine Rolle oder es ist doch das Studium, das an der eigentlich so tollen Universität nicht mehr möglich erscheint.

Mona Kasten hat den Lesern mit ihrer Reihe eine Familie geschenkt! Ganz zu Beginn fiel es mir schwer zu akzeptieren, dass Allies Geschichte nach dem ersten Roman vorbei sein sollte, aber gerade der Wechsel der Protagonisten hat die Geschichte komplett gemacht. Denn so ist es wie nach Hause kommen. Jedes Mal, wenn ich eins der Bücher aufgeschlagen habe, hatte ich wieder das Gefühl, Teil dieser Clique, der Familie zu sein, die dort in Woodshill entstanden ist. Keiner der Charaktere ist hinten runtergefallen, jeder hatte immer irgendeine Rolle und somit musste man sich auch nie von jemandem verabschieden, den man liebgewonnen hatte.

Ich persönlich möchte nicht behaupten, dass ich mich mit den Protagonisten identifizieren konnte, weil ich, zum Glück, nichts von dem erleben musste, mit dem die Charaktere sich auseinandersetzten musste. Dennoch sind das Schicksale, die tausendfach in der Welt auftreten und ich konnte fühlen, wie sehr es ihnen wehgetan hat. Ich konnte mich in sie hineinversetzten und hätte manchmal so einiges dafür gegeben, ihnen zu sagen, dass sie aus ihren Problemen stärker hervorkommen werden als sie reingegangen sind. Und dabei sollte man niemals vergessen, dass es hilft, sich seinen Freunden und der Familie anzuvertrauen … Es hat mir richtig Spaß gemacht, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein!

Lena

Welche Geschichte hat euch am meisten beeindruckt? Warum? Und wer würde auch gerne nach Woodshill und dort studieren? Schreibt es in die Kommentare! 😊

Dies ist die Lösung zu Collage 16.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (John Green; 2012 – Hanser Verlag)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (John Green; 2012 – Hanser Verlag)

Selbsthilfegruppe – alleine die Vorstellung dort hingehen zu müssen ist für die 16 – jährige Hazel ein wahrer Albtraum. Doch ihre Mutter ist der Meinung, dass sie sich unbedingt mit anderen Jugendlichen austauschen soll. Jugendliche, deren Leben auch durch eine Krankheit bestimmt wird: Krebs.

Ihr Alltag ist nicht immer einfach, vor allem, da sie aufgrund ihres Schilddrüsenkrebses immer eine Sauerstoffflasche dabeihaben muss. Da kann ihr eine Selbsthilfegruppe auch nicht bei helfen. Doch dann trifft sie dort auf Gus. Gus ist humorvoll, schlagfertig, intelligent, gutaussehend und geht ganz anders mit seiner Krankheit um, obwohl er es bisher nicht leicht hatte. Glücklicherweise scheint sein Knochenkrebs nach einer Beinamputation vorrübergehend besiegt zu sein. 

Hazel ist fasziniert von diesem lockeren Umgang mit der Krankheit. Sie selber sieht sich als Zeitbombe: eines Tages wir sie hochgehen und vielen Menschen Leid bereiten. Das ist ein Grund, warum sie versucht soziale Kontakte zu vermeiden – sie will nicht noch mehr Menschen verletzten. Auch von Gus hält sie sich zunächst fern. Dieser bleibt jedoch hartnäckig, sodass sich nicht nur eine Freundschaft zwischen den beiden bildet, sondern noch viel mehr. 

Als sich die Beiden besser kennenlernen empfiehlt Hazel ihm ihr Lieblingsbuch „Ein herrschaftliches Leiden“, welches auch Gus in seinen Bann zieht und beiden zum Nachdenken und Austausch darüber anregt. Das Problem – das offene Ende macht den beiden zu schaffen. Gus beschließt, Hazel eine Reise nach Amsterdam zu ermöglichen, um den Autor, Peter van Houten, zu treffen und ihm Fragen stellen zu können. 

Die Reise in die malerische Stadt, beschert den beiden eine kleine Unendlichkeit. Doch leider währt das Glück nicht für immer…

John Greens Roman hat mich sehr berührt! Am besten hat mir gefallen, wie facettenreich die Figuren sind und wie unterschiedlich mit der schweren Krankheit Krebs umgegangen wird. Man lernt viele verschiedene Perspektiven kennen und zumindest ich konnte alle gut verstehen. Durch Hazels viele Gedankengänge konnte ich mich gut in sie hineinversetzten. Doch obwohl man nicht vor all dem Traurigen verschont wird, hat das Buch auch humorvolle und sarkastische Seiten. Ein sehr empfehlenswerter Roman!

Majlis

Fandet den Roman sehr traurig? Wie steht ihr zu der Krankheit? Schreibt es in die Kommentare 🙂

Alles Licht, das wir nicht sehen (Anthony Doerr; 2014 – C.H.Beck oHG, München-Verlag)

Alles Licht, das wir nicht sehen (Anthony Doerr; 2014 – C.H.Beck oHG, München-Verlag)

2. Weltkrieg – kann man das Schicksal eines Menschen mit dem eines anderen Menschen vergleichen? Ein blindes, französisches Mädchen, das mit ihrem Vater aus dem besetzten Paris nach Saint-Malo fliehen muss und ein deutscher Junge ohne Eltern, der zur Wehrmacht geschickt wird. Marie-Laure und Werner leben zwei völlig verschiedene Leben, und doch laufen ihrer Schicksale aufeinander zu …

Die blinde Marie-Laure wächst in Paris auf, wo sie mit ihrem Vater ein schönes Leben führt. Jeden Tag begleitet sie ihn ins „Muséum national d’Histoire naturelle“, wo er als Wächter der Schlüssel arbeitet und sie ihre Zeit damit verbringt, durch das Museum zu streifen, ihre geliebten Jules Verne-Romane zu lesen oder sich von einem Weichtierexperten die verschiedenen Schneckenarten erklären zu lassen. Als Paris von den Nationalsozialisten besetzt wird, fliehen sie zu ihrem Großonkel Étienne nach Saint-Malo, wo Marie-Laure nicht mehr auf die Straße, geschweige denn zum Meer gehen darf. Als ihr Vater in Gefangenschaft kommt, ihre liebgewonnene Haushälterin, die sie gegen den Willen ihres Vaters und Onkels mit an den Strand genommen und eine geheime Widerstandsgruppe organisiert hat, stirbt und auch ihr Onkel festgenommen wird, denkt sie darüber nach, ob an der Geschichte um den Diamanten, den ihr Vater ihr hinterließ, nicht vielleicht doch etwas dran ist …

Werner, der mit seiner Schwester Jutta, aber ohne Eltern in einem Waisenhaus bei der Zeche Zollverein aufwächst, liebt die Mechanik und Elektronik. In seiner Freizeit baut und repariert der hochintelligente Junge Radios der Bevölkerung der Stadt. Seine jüngere Schwester liebt er über alles. Zusammen verbringen sie ihre Nächte heimlich vor dem Lautsprecher des Radios und lauschen allen möglichen Sendern, aber vor allem faszinieren sie die Geschichten eines Franzosen, der die Welt für Kinder erklärt. Als Werner gerade ein Teenager ist, wird er aufgrund seiner Begabung in einer Nationalpolitischen Erziehungsanstalt aufgenommen. Mit Hunderten anderen Jungen wird er auf den Krieg vorbereitet und schließlich sehr jung als Fernmeldetechniker genau dort hingeschickt …

Im August 1944 ist Werner in Saint-Malo stationiert. Er wird bei einem der schlimmsten alliierten Bombenangriffe verschüttet und fängt Marie-Laures Stimme durch sein Funkgerät ein, die eigentlich ihren Onkel über dessen selbstgebautes Funkgerät erreichen will. Dies gibt ihm neue Kraft und er kämpft sich zu Marie-Laure durch, wo er, bevor er auf Marie-Laure trifft aber noch einem Diamantenjäger begegnet, der es auf die Französin und ihren Stein abgesehen hat …

Anthony Doerr erzählt in seinem Roman die Geschichte zweier Jugendlicher, die zwei ganz verschiedene Schicksale haben und verfeindet sein sollten, und die doch so viel verbindet. Immer abwechselnd beschreibt er das Leben von Marie-Laure und Werner, mal im Kindesalter, mal als Teenager. Dadurch, dass er durch die Zeit springt, werden Zusammenhänge in der Geschichte klar und der Leser kann erkennen, wie zwei Schicksale sich miteinander verweben und aufeinander auswirken können.

Mich hat an dem Roman besonders fasziniert, wie real die zwei Leben beschrieben wurden. Zeitweise hatte ich das Gefühl mit Werner Radios zu reparieren oder mit ihm durch den Schnee zu rennen, und dann saß ich wieder bei Marie-Laure, wenn sie mit Jules Verne durch die Welt gereist ist und mit ihren Schnecken gesprochen hat. Nach jedem Kapitelende war es eine Qual für mich, von der einen Geschichte in die andere zu springen, weil ich wissen wollte, wie es mit Werner bzw. Marie-Laure weitergeht.

Ich kann diesen Roman allen Lesern empfehlen, die sich für den zweiten Weltkrieg interessieren. Es ist zwar eine fiktive Geschichte, aber dennoch werden zwei Schicksale beschrieben, die sich fast so hätten ereignen können, wodurch sich das Buch leicht lesen lässt. Es kann also auch gut sein, dass dies ein guter Einstieg für junge Leser ist, die gerade erst anfangen, sich mit dem 20. Jahrhundert zu beschäftigen.

Lena

Gab es eine Person, in die ihr euch besser hineinversetzen konntet als in die andere? Und fandet ihr es auch faszinierend, was die kleine Jutta im Gegensatz zu ihrem Bruder schon alles verstanden und hinterfragt hat? Schreibt es in die Kommentare! 🙂