Layla (Colleen Hoover, 2020, dtv-Verlag)

Layla (Colleen Hoover, 2020, dtv-Verlag)

Was passiert nach dem Tod? Gibt es eine Chance, dass die Toten noch einmal zu uns zurückkehren?

Auf der Hochzeit ihrer Schwester lernen Layla und der Musiker Leeds sich kennen und lieben. Es ist Liebe auf den ersten Blick und sie scheinen zusammenzupassen wie die Faust auf’s Auge. Sie leben den Traum vieler Jugendlicher, bis Layla Opfer eines Attentats von Leeds‘ eifersüchtiger Ex-Freundin wird. Nach diesem Tag ist Layla nicht mehr dieselbe und gerade Leeds fühlt sich immer weniger mit ihr verbunden. Um ihre Beziehung zu retten, hat er die Idee, das Haus, in dem sie sich kennengelernt haben, zu mieten, damit sie dort einen entspannten Urlaub verbringen können. Doch in diesem Haus scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen und auch Laylas Zustand verschlechtert sich eher, als dass er sich verbessert. Damit er Layla nicht völlig verliert und er ihr beider Leben wieder ein eine einigermaßen annehmbare Bahn lenken kann, muss Leeds jedoch zu außergewöhnlichen und zweifelhaften Mitteln und Methoden greifen …

„Layla“ ist mal eine etwas andere Geschichte von Colleen Hoover. Ich wurde während des Lesens ehrlich immer wieder überrascht, weil ich mit einigen Ereignissen oder auch Wendungen in der Handlung echt niemals gerechnet hätte. Aber gerade deshalb fand ich es super! Es war nicht das übliche Liebes-Drama, was wir sonst von ihr kennen (und lieben 😉), sondern es gab einen tieferen Hintergrund, den der Leser erst Stück für Stück, zusammen mit Leeds erfasst hat. Es war also, anders als vielleicht einige andere ihrer Romane, ganz und gar nicht vorhersehbar, was als nächstes passiert und ich bin von dem Ende echt überrascht gewesen, gerade weil ich irgendwann an dem Punkt war, an dem ich mir kein Ende mehr ausmalen konnte. Für mich persönlich war es also eine tolle Leseerfahrung!

Insgesamt hat mir besonders gefallen, dass der Roman aufgebaut ist wie ein Rätsel, denn wer kennt sich schon mit verschiedenen Ebenen und Welten aus, in denen wir mit anderen möglichen Lebewesen oder Wesen zusammenleben …? Etwas spirituell – wer hätte es von Colleen Hoover gedacht, aber deshalb umso abwechslungsreicher und spannender. Und zwischendurch auch ganz schön gruselig …

Ich kann euch den Roman wirklich ziemlich uneingeschränkt empfehlen. Den Colleen Hoover – Lesern sowieso, aber auch denen, die davon sonst nicht so angesprochen sind, weil es wirklich einen anderen Kern hat!

Lena

Könnt ihr euch vorstellen, dass es in parallelen Ebenen zu unserer Welt auch noch Leben geben kann? Und hättet ihr gedacht, dass der Roman noch so ein Ende nehmen kann?

Der Gesang der Flusskrebse (Delia Owens; 2018 – Heyne)

Der Gesang der Flusskrebse (Delia Owens; 2018 – Heyne)

„Kya erinnerte sich daran, dass Ma sie andauernd ermutigt hatte, die Marsch zu erkunden: ‚Geh soweit du kannst – bis dahin, wo die Flusskrebse singen.‘ “

Als der junge und sportliche Chase Andrews am Morgen des 30. Oktober 1969 tot am Fuß des alten Feuerwachturms aufgefunden wird, kocht die Gerüchteküche in dem Küstenort Barkley Cave in North Carolina. Einige behaupten, es wäre ein Unfall gewesen, andere sind sich sicher, dass es sich um einen Mord handeln muss. Eine Hauptverdächtige haben sie auch schon gefunden: das verrückte Marschmädchen.

1952 – Kya ist gerade mal sechs Jahre alt, als ihre Mutter sie, ihren Vater und ihre vier älteren Geschwister verlässt. Die Familie lebt zurückgezogen in einer kleinen Hütte im Marschland etwas außerhalb von Barkley Cave. Kya beschreibt ihren Vater als sehr wütenden Mann, was an seiner Alkoholsucht liegt. So ist es nicht verwunderlich, dass kurz nach dem Verschwinden der Mutter auch drei der älteren Geschwister das Zuhause verlassen. Selbst Jodie, Kyas Bruder, hält es mit dem Vater nicht mehr aus. Immerhin verabschiedet er sich als einziger von Kya, bevor auch er abhaut. 

Um ihren Vater nicht zu reizen, kümmert sich die nun siebenjährige Kya um den Haushalt, kauft Maisgrieß von dem wenigen Geld, das ihr Vater als Kriegsversehrter erhält, und lernt zu kochen. Schule ist nichts für sie, aber immerhin kommt sie mit ihrem Vater ganz gut zurecht und er nimmt sie mit auf seine Bootstouren durchs Marschland. Aber als Kya acht alt Jahre ist, verlässt auch ihr Vater sie. Also fängt sie an, Muscheln zu sammeln und verkauft sie an Jumpin‘, den Besitzer der örtlichen Bootstankstelle. Dessen Frau bekommt mit, dass das kleine Mädchen auf sich gestellt ist, und sammelt ab und zu Kleidung und Gebrauchsgegenstände für sie. Auf bewundernswerte Weise überlebt Kya und schafft es, komplett für sich selbst zu sorgen. Auf einer ihrer Bootstouren lernt sie Tate, einen ehemaligen Freund von Jodie, kennen, der sich mit ihr anfreundet und ihr neue Horizonte öffnet. Doch was machen die Einsamkeit und die Verachtung einer ganzen Stadt mit einem Menschen?

Der Roman ist unglaublich fesselnd! Die Atmosphäre zieht einen in den Bann und man möchte das Buch am liebsten gar nicht mehr weglegen. Die ausführlichen und bedacht formulierten Naturbeschreibungen sind bezaubernd und ästhetisch. Man sieht es quasi vor sich, wie Kya mit ihrem kleinen Boot durch die sonnenbeschienenen Lagunen schippert. Die Spannung des Romans wird dadurch aufgebaut, dass man abwechselnd von Kyas Leben und den Ermittlungen zu Chases Tod erfährt. Das Buch ist zugleich eine faszinierende Lebensgeschichte und eine unglaublich kenntnisreiche Naturschilderung, aber auch ein packender Krimi, der bis zur letzten Seite immer neue Wendungen nimmt.

Majlis

Welcher Aspekt an diesem vielfältigen Roman hat euch besonders gut gefallen? Könntet ihr euch vorstellen, für eine Weile so zu leben wie Kya?

Man vergisst nicht, wie man schwimmt (Christian Huber; 2022 – dtv)

Man vergisst nicht, wie man schwimmt (Christian Huber; 2022 – dtv)

„Sei einmal cool, Krüger!“ – Victor

Cool sein – das ist etwas, das Krüger sich schon lange wünscht. Doch eigentlich genau so lange hat er akzeptiert, dass er niemals cool sein wird. Krüger heißt eigentlich Pascal und er kann es kaum erwarten, dass der Sommer vorbei ist. Denn seitdem er nicht mehr schwimmen gehen kann, hasst er nichts mehr als den Sommer und die Hitze. Zum Glück ist es der 31. August 1999 und somit für Krüger der letzte Tag des Sommers.

Eigentlich hatte er den Tag im Bett verbringen wollen, doch dann steht sein bester Freund Victor vor der Tür, und die beiden beschließen, den Tag gemeinsam in ihrer verschlafenen Heimatstadt Bodenstein zu verbringen. In einem Elektro-Geschäft, in dem sie ein neues Videospiel ausprobieren, treffen sie auf ein Mädchen, das nicht nur ein neues Nokia-Handy, sondern auch Krügers Rucksack stiehlt. Natürlich müssen sie das Mädchen finden. Krüger, weil in dem Rucksack sein Notizbuch liegt, und Victor, weil er das Nokia mitgehen lassen möchte. Auf der Suche nach ihr treffen die beiden schließlich auf eine Spur, die sie zu einem Wanderzirkus etwas außerhalb der Stadt führt. Dort finden sie schließlich das Mädchen, das sich ihnen als Jacky vorstellt. Jacky scheint eigentlich ganz okay zu sein. Zumindest beeindruckt sie die beiden Jungs sehr mit ihren Messerwurf-Künsten. 

Spontan schmieden die drei einen Plan, um am Abend auf eine Party bei den beliebtesten Mädchen der Stadt zu gelangen. Dabei überschreiten sie auch einige Male die feine Grenze zwischen Mut und Leichtsinn …

Krüger lernt an diesem Tag viele neue Dinge. Zum Beispiel, dass es okay ist, nicht „cool“ zu sein, wie wichtig wahre Freundschaften sind oder dass es nichts Schlimmes ist, sich zu verlieben. Und auch, dass man nicht vergisst, wie man schwimmt.

Der Roman hat mich sehr fasziniert. Die gesamte Geschichte spielt an diesem einen Tag, dem 31. August 1999. Auch wenn das über zwanzig Jahre her ist, sind die jugendlichen Charaktere authentisch. Die vielseitigen Erlebnisse der Drei werden sehr detailliert und durchdacht aus Krügers Perspektive beschrieben. Christian Huber schafft es, einen kompletten Coming-of-age-Roman, der viele Themen, wie Freundschaft, den eigenen Körper, Liebe, aber auch Tod beinhaltet, an einem einzigen Tag spielen zu lassen, ohne dass es langweilig wird. Der Schreibstil sorgt dafür, dass man aus der Geschichte am liebsten gar nicht mehr auftauchen möchte. Der Roman zieht einen aber nicht nur durch seine tolle Erzählweise in den Bann, sondern auch durch Krügers viele Geheimnisse, z.B. warum er nicht mehr schwimmen kann, warum er Krüger genannt wird oder auch warum er sich nicht verlieben darf. Die Antworten darauf werden Stück für Stück immer wieder angedeutet und lassen einen eigene Theorien aufstellen. Krügers Geschichte ist sehr eindrucksvoll und beschäftigt einen auch noch nach dem Beenden des Buches. Der Roman macht gleichzeitig Lust auf Sommer und auf Abenteuer.

Majlis

Kennt ihr das Gefühl, dass manche Tage sich wie eine ganze Woche anfühlen?

Am Ende sterben wir sowieso (Adam Silvera, 2017, Atrium Verlag AG)

Am Ende sterben wir sowieso (Adam Silvera, 2017, Atrium Verlag AG)

„Und dann weint er schließlich, […] weil das größte Verbrechen heute Nacht war, dass er seinen besten Freund nicht zum Abschied umarmen konnte.“ (Malcolm in „Am Ende sterben wir sowieso“)

Hat sich nicht jeder schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob es erstrebenswert wäre zu wissen, wann und wie man stirbt? Würden wir anders leben, wenn wir wüssten, dass unser Leben wirklich jeden Moment zu Ende sein könnte? Und würden wir uns bereit fühlen?

Mateo und Rufus wissen, wann sie sterben. Denn am 5. September bekommen die beiden einen Anruf von dem Todesboten, dass sie keine 24 Stunden mehr zu leben haben. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn jeden Tag sterben Menschen, die vorher vom Todesboten informiert wurden, aber Rufus und Mateo sind erst 17 und 18 Jahre alt und alles andere als bereit zu sterben. Die beiden wissen, dass der Tod nicht zu stoppen ist und beschließen aus unterschiedlichen Gründen, ihren letzten Tag auf der Erde mit einem letzten Freund zu verbringen. An diesem einen Tag haben sie beide noch ein ganzes Leben vor sich und so einiges zu erledigen und zu verarbeiten, bevor sie sich für immer verabschieden müssen …

Rufus und Mateo beschreiben im Wechsel deren letzten Tag, zwischendurch haben aber auch mal andere Personen, die irgendwie eine Rolle in deren Leben spielen, etwas zu sagen. Der Leser begleitet die beiden Jungs einen Tag lang durch ihre Stadt und lernet die beiden durch die Berichte und durch die Augen des jeweils anderen erst richtig kennen. Adam Silvera kennt in diesem Fall echt keine Gnade und bringt den Leser hoffnungslos zum Weinen. Das Schwierigste beim Lesen ist, dass man die ganze Zeit eine Ahnung hat, wie es ausgeht und damit mit den beiden Jungs einen Haufen letzter Male und Abschiede erlebt, aber die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird, bleibt.

Ein harter Brocken, ich würde fast sagen, Granit. So viele Tränen habe ich bei noch keinem Buch vergossen und das auch einfach mal zwischendurch, weil es den Leser zutiefst berührt, was Rufus und Mateo an nur einem Tag erleben und lernen. Sie lernen an einem Tag mehr über sich und das Leben als es andere Menschen in einem ganzen Leben tun.

Ich fand das Buch großartig. Das mag vielleicht bis hierhin noch nicht so klingen, aber es ist eine Lektüre, die einen über so viele Dinge nachdenken lässt und den Leser auch zwingt, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Was würde ich machen, wenn ich erfahren würde, dass ich heute sterben werde? Wen würde ich bei mir haben wollen? Würde ich drüber sprechen? Was würde ich zu einer geliebten Person sagen, wenn ich wüsste, dass sie sterben würde? Und wäre ich bereit? Diese Fragen und noch viele mehr sind mir beim Lesen durch den Kopf gegangen und sie tun es auch jetzt noch. Aber ich fühle mich noch nicht bereit zu gehen und das Buch hat mich gelehrt, dass man, wie schon James Dean sagte, jeden Tag leben soll, als wäre es unser letzter. Plötzlich werden Kleinigkeiten wichtig, die man vorher als selbstverständlich betrachtet hat und die Augen werden offener, der Geist wacher.

Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen! Es ist zugleich eine wunderschöne und super traurige Geschichte, aber man setzt sich mal mit einem Thema auseinander, das man sonst, gerade in seinen jungen Jahren, gerne mal zur Seite schiebt.

Lena

Denkt mal über die Fragen nach und wenn ihr eine Antwort für euch gefunden habt, teilt sie uns gerne mit. Dann erfahrt ihr vielleicht auch, was wir an unserem letzten Tag auf Erden noch machen wollen würden …

Die Charité (Ulrike Schweikert, 2018 / 19; Rowohlt-Verlag)

Die Charité (Ulrike Schweikert, 2018 / 19; Rowohlt-Verlag)

„Nur wer sich bewegt, spürt seine Fesseln.“ (Rosa Luxemburg)

Hoffnung und Schicksal

In Berlin fürchtet man sich 1831 sehr vor der Cholera. Der erste offizielle Fall wird auf einem Spreekahn identifiziert, wo ein Schiffer einen grausamen Tods erlebt. Die Ärzte in der Charité, unter ihnen ist auch ein Arzt namens Dieffenbach, haben alle Hände voll zu tun und suchen verzweifelt nach einem Heilmittel. Doch nicht nur die Männer kämpfen in diesen dunklen Zeiten, auch die Frauen haben ihre ganz eigenen Kämpfe auszufechten. So such die in einer Ehe gefangenen Gräfin Ludovica in den Gesprächen mit Doktor Dieffenbach Trost, die Hebamme Martha tut alles, um ihrem Sohn die bestmöglichste Zukunft zu bescheren und die junge Pflegerin Elisabeth verliebt sich nicht nur in der für sie nahezu unerreichbare Medizin, sondern verbotenerweise auch in einen jungen Arzt …

Aufbruch und Entscheidung

Im Jahr 1903 schafft es Rahel Hirsch, die erste Ärztin an der Charité zu werden. Sie ist eine leidenschaftliche und geschätzte Forscherin, wird von ihren männlichen Kollegen aber weitgehend nicht akzeptiert. So wie Rahel jeden Tag zu spüren bekommt, dass der Kampf um die Gleichberechtigung noch lange nicht ausgefochten ist, merkt auch Barbara, eine Wäscherin der Charité, dass Männer die Frauen weiterhin als ihren Besitz betrachten. Obwohl die beiden Frauen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten kommen, bildet sich eine Freundschaft, in der jeder seinen eigenen Kampf ficht: Rahel setzt sich in der Charité durch und versucht in ihrem zielstrebigen Alltag auch noch Platz für ihre Liebe zu einem jungen Fliegerpionier zu finden, und Barbara kämpf für die Rechte der Arbeiterinnen und das Frauenwahlrecht. Aber dann bricht der erste Weltkrieg aus und nicht nur das Leben der beiden Frauen wird grundlegend verändert …

Die beiden Romane erzählen vor allem von der Geschichte des wohl berühmtesten Krankenhauses in Deutschland. Die Erfolge und Tiefschläge werden eindrücklich beschrieben und die medizinischen Vorgänge werden einleuchtend, aber nicht zu kompliziert in die Geschichte eingebunden. Aber neben der Charité werden auch die Kämpfe der Frauen behandelt, zunächst, wie sie um die einfachsten Rechte wie die Arbeit kämpften und dann auch um das Wahlrecht und das Recht, in der Arbeit aufzusteigen. Im zweiten Roman wird außerdem sehr berührend geschildert, wie der Erste Weltkrieg Deutschland überrollte. Und wo es auf der einen Seite Kriegsbegeisterung gab, gab es auf der anderen Seite die bangenden und arbeitenden Frauen in der Heimat.

Ich habe beide Romane geliebt und verschlungen! Die Medizin interessiert mich sehr und obwohl ich es abschreckend fand, wie man im 19. Jahrhundert operiert hat, war ich begeistert von den Entdeckungen, die dann gemacht wurden. Toll fand ich, dass die Autorin viele reale Personen eingebracht hat. So fand man Paul Ehrlich und Robert Koch, aber auch die Protagonisten der Bücher, Rahel und Professor Dieffenbach gab es wirklich. Des Weiteren ist es Ulrike Schweikert bestens gelungen, den Kampf der Frauen in ihren Roman einzubinden.

Ich kann diesen Roman bedingungslos allen Lesern empfehlen, die ein bisschen wissenschaftlich und geschichtlich interessiert sind, wobei diese Bücher aber leicht zu lesen sind!

Lena

Welcher Roman hat euch mehr ergriffen? Und glaubt ihr, ihr hättet immer den Mut und die Kraft gehabt, so zu kämpfen, wie Martha, Elizabeth, Rahel und Barbara es getan haben? 😊

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (John Green; 2012 – Hanser Verlag)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (John Green; 2012 – Hanser Verlag)

Selbsthilfegruppe – alleine die Vorstellung dort hingehen zu müssen ist für die 16 – jährige Hazel ein wahrer Albtraum. Doch ihre Mutter ist der Meinung, dass sie sich unbedingt mit anderen Jugendlichen austauschen soll. Jugendliche, deren Leben auch durch eine Krankheit bestimmt wird: Krebs.

Ihr Alltag ist nicht immer einfach, vor allem, da sie aufgrund ihres Schilddrüsenkrebses immer eine Sauerstoffflasche dabeihaben muss. Da kann ihr eine Selbsthilfegruppe auch nicht bei helfen. Doch dann trifft sie dort auf Gus. Gus ist humorvoll, schlagfertig, intelligent, gutaussehend und geht ganz anders mit seiner Krankheit um, obwohl er es bisher nicht leicht hatte. Glücklicherweise scheint sein Knochenkrebs nach einer Beinamputation vorrübergehend besiegt zu sein. 

Hazel ist fasziniert von diesem lockeren Umgang mit der Krankheit. Sie selber sieht sich als Zeitbombe: eines Tages wir sie hochgehen und vielen Menschen Leid bereiten. Das ist ein Grund, warum sie versucht soziale Kontakte zu vermeiden – sie will nicht noch mehr Menschen verletzten. Auch von Gus hält sie sich zunächst fern. Dieser bleibt jedoch hartnäckig, sodass sich nicht nur eine Freundschaft zwischen den beiden bildet, sondern noch viel mehr. 

Als sich die Beiden besser kennenlernen empfiehlt Hazel ihm ihr Lieblingsbuch „Ein herrschaftliches Leiden“, welches auch Gus in seinen Bann zieht und beiden zum Nachdenken und Austausch darüber anregt. Das Problem – das offene Ende macht den beiden zu schaffen. Gus beschließt, Hazel eine Reise nach Amsterdam zu ermöglichen, um den Autor, Peter van Houten, zu treffen und ihm Fragen stellen zu können. 

Die Reise in die malerische Stadt, beschert den beiden eine kleine Unendlichkeit. Doch leider währt das Glück nicht für immer…

John Greens Roman hat mich sehr berührt! Am besten hat mir gefallen, wie facettenreich die Figuren sind und wie unterschiedlich mit der schweren Krankheit Krebs umgegangen wird. Man lernt viele verschiedene Perspektiven kennen und zumindest ich konnte alle gut verstehen. Durch Hazels viele Gedankengänge konnte ich mich gut in sie hineinversetzten. Doch obwohl man nicht vor all dem Traurigen verschont wird, hat das Buch auch humorvolle und sarkastische Seiten. Ein sehr empfehlenswerter Roman!

Majlis

Fandet den Roman sehr traurig? Wie steht ihr zu der Krankheit? Schreibt es in die Kommentare 🙂

Nicht weg und nicht da (Anne Freytag; 2018 – Heyne-Verlag)

Nicht weg und nicht da (Anne Freytag; 2018 – Heyne-Verlag)

Könntest du guten Gewissens einfach so weiterleben wie zuvor, wenn dein großer Bruder, der ALLES für dich war, gerade Selbstmord begangen hat?

So geht es der 16-jährigen Luise. Sie lebte mit ihrer Mutter und ihrem Bruder, Kristopher, in München und seit ihre beste Freundin Ming nach Berlin gezogen ist, war ihr Bruder ihr bester Freund, ihr Trost, ihr Hobby – einfach alles. Doch dieser litt sein Leben lang an einer bipolaren Störung und um dieser Krankheit zu entkommen, war Selbstmord seine einzige Lösung.

Aber ist das wirklich eine Lösung? Nicht für Luise. Und so entscheidet sie sich für einen radikalen Bruch in ihrem Leben, rasiert sich die Haare ab und umgibt sich mit einer Mauer, die keiner durchdringt. Als sie an ihrem 16. Geburtstag eine E-Mail von ihrem toten Bruder bekommt, fängt diese Mauer allerdings an zu bröckeln und so öffnet sie sich nun doch Stück für Stück Jacob, den sie zunächst auf Distanz hielt.

Jacob war in Kristophers Klassenstufe und lebt mit seinem Halbbruder Arthur zusammen. Als er die „neue“ Luise zum ersten Mal sieht, ist er sofort fasziniert von ihr. Zu gerne hilft er ihr, die Aufgaben, die sie von ihrem Bruder bekommt, zu erfüllen und ihr das Leben wieder lebenswert zu machen. Vielleicht ist dies auch seine Art, mit seiner eigenen Vergangenheit umzugehen …?

Mit der Zeit und mit der Hilfe ihres Psychiaters, von Kristopher und von Jacob finden auch Luise und ihre Mutter wieder näher zusammen. Aber gelingt es den beiden, den Tod Kristophers nicht nur zu überleben, sondern auch den Wert des Lebens wiederzufinden? Werden sie ihrem geliebten Sohn und Bruder verzeihen können, dass er sie im Stich gelassen hat? Und wird Luise den Mut haben, glücklich zu sein, wo sie in ihren Augen doch eigentlich um ihren Bruder trauern sollte?

Anne Freytag hat es mal wieder geschafft, mich voll und ganz in den Bann ihrer etwas traurigen Geschichten zu ziehen. Ich liebe es, in ihre Geschichten einzutauchen und genieße es, diese sehr emotionalen Bücher zu lesen. Mich faszinierte nicht zum ersten Mal, wie eine fiktive Geschichte mich derart mitnehmen kann, sodass ich das Gefühl habe, die Mails von Kristopher selber zu bekommen und dementsprechend auch so reagiere, wie Luise es tut …

Die Autorin erzählt die Geschichte mal aus Luises und mal aus Jacobs Perspektive. Gleich zu Beginn stößt man als Leser auf Geheimnisse beider Seiten, die es zu lüften gilt. Sowohl Luise als auch Jacob sind geprägt von ihrer Kindheit und ich fand es spannend zu sehen, wie der eine mit seinem Leben das Leben des anderen ergänzen kann. Außerdem gibt es auch zu diesem Roman eine Playlist auf Spotify (wie bei Maybe Someday), mit der man Luise und Jacob beim Kochen, beim Reden und beim Tanzen begleiten kann.

Ich empfehle dieses Buch allen Lesern, die einen Hang zu etwas traurigen Geschichten haben oder vielleicht selbst ein Teil einer solchen Geschichte sind. Denn egal was passiert – das Leben ist lebenswert! Und daran kann nichts und niemand etwas ändern!

Lena

Gibt es noch jemanden außer mir, der fasziniert von Kristophers Liebe zu Wörtern war? Und wer hätte Luise auch manchmal gerne in den Arm genommen und ihr mit Blicken das gesagt, was ihr Bruder nicht mehr konnte? Schreibt es in die Kommentare! 😊

Weil Ich Layken Liebe (Colleen Hoover; 2012 – dtv)

Weil Ich Layken Liebe (Colleen Hoover; 2012 – dtv)

Layken will nicht umziehen. Schon gar nicht von ihrer sonnigen Heimat Texas ins verschneite Michigan. Dabei hat sie in der letzten Zeit echt schon genug Tragisches erlebt: Vor einem halben Jahr ist ihr Vater an einem Herzinfarkt gestorben. Jetzt sind sie nur noch zu dritt: ihre Mutter, ihr 9-jähriger Bruder Kel und sie.

Doch kaum ist sie in Ypsilanti angekommen, macht sie erste sonnige Erfahrungen, als ihr Bruder sich sofort mit Caulder von gegenüber anfreundet und sie so auf Caulders älteren Bruder Will trifft. In den nächsten drei Tagen laufen sich die beiden immer wieder über den Weg und haben schließlich ein Date im „Club N9NE“ beim Poetry-Slam Abend. Denn dafür schlägt Wills Herz, und weil es zwischen den beiden direkt gefunkt hat, will er sie unbedingt mitnehmen.

Layken ist überwältigt von der Magie der Poetry-Slams und bittet Will, auch einen vorzutragen. Dadurch erfährt sie von Wills trauriger Vergangenheit. Seine Eltern sind vor zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben. Seitdem trägt Will, der gerade mal 19 war, als seine Eltern gestorben sind, die komplette Verantwortung für seinen kleinen Bruder. 

Trotz Wills Schicksal merken die beiden, wie unnatürlich schnell sich ihr gegenseitiges Vertrauen während des Dates entwickelt, obwohl sie sich erst seit drei Tagen kennen. Letztendlich kommt es sogar zu einem Gutenachtkuss …

Leider muss Will nach ihrem ersten Kuss übers Wochenende verreisen. Als die beiden sich an Laykens erstem Schultag durch Zufall über den Weg laufen, bricht für beide eine Welt zusammen, und die nächsten Monate werden unfassbar anstrengend, weil das Leben mit aller Macht versucht, ihre Liebe zu verhindern und einen Keil zwischen die Beiden treibt …

Achtung, Kitschalarm! Für alle, die das mögen (wie ich): die perfekte Lektüre! Colleen Hoover schreibt dieses Buch unglaublich mitreißend aus Laykens Sicht und thematisiert dabei viele Aspekte wie Trauer, Verantwortung, den Umgang mit Gefühlen, die man nicht haben darf und vieles mehr. Zudem ist besonders, dass es viel um die Poetry-Slams geht, mehrere (sehr gute und emotionale!) Gedichte in dem Buch vorkommen und diese teilweise auch inhaltlich wichtig für die Handlung sind. Ich fand es total schön, so auch etwas von Wills und Laykens Begeisterung mitzuerleben und nachzuvollziehen. Das Buch ist in jedem Fall sehr empfehlenswert. 

Majlis

Konntet ihr Wills Entscheidung nachvollziehen? Seid ihr auch mit Layken traurig gewesen? Schreibt es in die Kommentare 🙂

Mehr von Colleen Hoover: Maybe Someday