Wenn Liebe eine Farbe hätte (Leonie Lastella, September 2020, dtv-Verlag)

Wenn Liebe eine Farbe hätte (Leonie Lastella, September 2020, dtv-Verlag)

„Manchmal kommt es nicht darauf an, was wir sagen, sondern was wir bereit sind, zu tun.“

Bevor David sich urplötzlich von Everly trennte, waren die beiden seit Jahren das perfekte Paar. Sie liebten sich und allen war klar, dass diese beiden jungen Erwachsenen später in einem Einfamilienhaus mit Kindern und einem weißen Gartenzaun leben würden. Tja, getäuscht. Everly, die in ihrer Unsicherheit, was sie darüber denken soll, niemanden hat, an den sie sich wenden kann oder möchte, braucht nun unbedingt einen Job und einen neuen Mitbewohner, damit sie die Wohnung behalten kann, die ihr unheimlich viel bedeutet. Ihre scheinbar einzige Chance ist es, eine Stelle im „Beach-Café“ anzunehmen, da sie irgendwie ihren ziemlich vollen Alltag managen muss und sie so flexibel bleibt. Allerdings gibt es auch einen dicken Haken, der Weston heißt, Everlys ehemaliger Mitschüler ist, dem sie den aufregendsten Kuss ihres Lebens zu verdanken hat und der leider ebenfalls in besagtem Café arbeitet. So weit so gut, sie arrangieren sich, bis Weston plötzlich aus seiner Wohnung geworfen wird und ihm eigentlich nur eine undenkbare Möglichkeit bleibt: Bei Everly einziehen …

Dieser Roman hat mir unglaublich gut gefallen und war eine wunderbare Ferienlektüre! Leonie Lastella hat viel Humor, Ernsthaftigkeit, Freude, Angst, Liebe und Wut im Gepäck. Es ist unheimlich mitreißend, Everly dabei zu begleiten, ihr bisher so geordnetes Leben, das völlig aus der Bahn geraten ist, langsam wieder aufzubauen und auch Weston verbirgt etwas, wovon er selbst noch erfahren muss, was es eigentlich ist. Aber hängt dieser Punkt eventuell mit der Tatsache zusammen, dass er schlichtweg nicht in der Lage zu sein scheint, zu lieben? Liebe ist für ihn ein Luftschloss, in dem langweile Paare wie Everly und David verrotten, aber ist das wirklich so? Daneben lernt man auch als Leser zusammen mit Everly in diesem Roman viel über Freundschaft, Geduld, Kompromisse und das Leben.

Man könnte meinen, dass dieser Roman ein weiter von einer Reihe schnulziger Liebesgeschichten ist, aber vergessen wir nicht, dass Weston nicht an Liebe glaubt. 😉 Es war das erste Buch, das ich von Leonie Lastella gelesen habe, aber ich freue mich schon, wenn ich die Zeit finde, mir auch die anderen Romane zu vorzunehmen, es ist echt eine Bereicherung! Vor allem, wenn es plötzlich nicht mehr heißt: „Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, dann mach Limonade draus.“, sondern die Aufforderung auf einmal lautet: „Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, besorg Tequila und Salz.“ Vielleicht bin hier ja nicht die einzige, die dabei an ein paar Freunde denken muss und ein Grinsen im Gesicht hat. 😉

Insgesamt kann ich nur sagen, dass es ein echt süßer Roman ist, ich definitiv Lust auf mehr habe und euch dieses Buch wärmstens ans Herz lege, wenn ihr Lust auf eine leichte Lektüre mit ein wenig Herzschmerz, aber auch Tiefsinn habt.

Lena

Muss eine Beziehung eurer Meinung nach perfekt sein? Und wie hättet ihr an der Stelle von Everlys Oma gehandelt? …

Ypsilons Rache (Lou Bihl, 2021, Unken – Verlag)

Ypsilons Rache (Lou Bihl, 2021, Unken – Verlag)

„… egal, wie weit du gehen willst, wichtig ist, dass du deine eigene Essenz findest …“

Kristian Starck, ein Mitte fünfzig jähriger Pathologe, lebt in Berlin, wo er sich zumindest Zuhause traute, sein Doppelleben auszuleben. Doppelleben? Kristian ist gelegentlich auch Kristina, ein Traum, des er schon seit Kindesbeinen an hatte. Doch er ist sich gar nicht mehr so ganz sicher, ob er diesen Traum immer noch ernsthaft anstrebt oder ob es mehr ein Liebäugeln mit der Option ist. Allerdings stellt sich auch die Frage – ist das noch eine Option? Eine Geschlechtsumwandlung, wo doch gerade ein Prostata-Karzinom entdeckt wurde? Während seines Sabbaticals wollte er eigentlich ein Buch schreiben, nun geht er erst einmal auf die Suche nach sich selbst …“

Auf seiner Reise trifft Kristian seine Familie, Freunde und Bekannte, mit denen er noch ein vielleicht letztes Mal zusammenkommen will. Und er hat sich vorgenommen, sich zu outen – zum Einen als Krebskranker, zum Anderen als Kristina. Aber kann er immer den Mut dazu aufbringen? Und wie reagieren die anderen darauf? Kann jeder damit umgehen, dass ein fünfzig Jahre geglaubter Freund plötzlich eine Freundin wird, die möglicherweise bald stirbt? Während all dem Gefühlschaos steht ihm seine beste Freundin Alex zur Seite, die (zumindest fast) immer einen guten Spruch parat hat.

In Hamburg trifft er durch einen Zufall auf Chloé – doch Chloé ist nicht nur eine nette Gesprächspartnerin. Sie ist auch eine Transgenderfrau und hat ein Geheimnis, welches sie sehr reserviert werden lässt – nur welches?

Ein Roadtrip zur Selbstfindung – das ist der Autorin sehr gut gelungen. Das Buch wird aus Kristians Perspektive erzählt, weswegen dem Leser seine einzelnen Stadien der Selbstfindung sehr deutlich vor Augen geführt werden. Zu Beginn des Buches und seiner Reise fiel es mir noch ein bisschen schwer, zu fühlen, was er gefühlt hat und dementsprechend wurde das Lesen auch ein bisschen mühsam. Aber je näher ich den Protagonisten kennengelernt habe, desto mehr Spaß hat es mir gemacht, ihn zu begleiten und am Ende habe ich richtig mit ihm mitgeliebt, -gelacht und -getrauert.

Ich kann das Buch total weiterempfehlen! Vielleicht spricht es etwas ältere Leser etwas mehr an, als jüngere Leser, da die Sprache zum Teil ein bisschen ausgefallen und auch vulgär ist. Die Thematik ist sehr spannend und das Buch gibt dem Leser tolle Gedanken mit auf den Weg, nur glaube ich, dass Kinder und junge Jugendliche damit noch nicht sonderlich viel anfangen können. Aber es ist ein absolut gelungener Roman, der eine sehr tiefgründige Entwicklung darlegt.

Lena

Hättet ihr erwartet, dass die Geschichte mit Chloé so ausgeht und wie habt ihr darauf reagiert? Und wer hätte auch gerne so eine Enkelin wie Micky?! 😊

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (John Green; 2012 – Hanser Verlag)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (John Green; 2012 – Hanser Verlag)

Selbsthilfegruppe – alleine die Vorstellung dort hingehen zu müssen ist für die 16 – jährige Hazel ein wahrer Albtraum. Doch ihre Mutter ist der Meinung, dass sie sich unbedingt mit anderen Jugendlichen austauschen soll. Jugendliche, deren Leben auch durch eine Krankheit bestimmt wird: Krebs.

Ihr Alltag ist nicht immer einfach, vor allem, da sie aufgrund ihres Schilddrüsenkrebses immer eine Sauerstoffflasche dabeihaben muss. Da kann ihr eine Selbsthilfegruppe auch nicht bei helfen. Doch dann trifft sie dort auf Gus. Gus ist humorvoll, schlagfertig, intelligent, gutaussehend und geht ganz anders mit seiner Krankheit um, obwohl er es bisher nicht leicht hatte. Glücklicherweise scheint sein Knochenkrebs nach einer Beinamputation vorrübergehend besiegt zu sein. 

Hazel ist fasziniert von diesem lockeren Umgang mit der Krankheit. Sie selber sieht sich als Zeitbombe: eines Tages wir sie hochgehen und vielen Menschen Leid bereiten. Das ist ein Grund, warum sie versucht soziale Kontakte zu vermeiden – sie will nicht noch mehr Menschen verletzten. Auch von Gus hält sie sich zunächst fern. Dieser bleibt jedoch hartnäckig, sodass sich nicht nur eine Freundschaft zwischen den beiden bildet, sondern noch viel mehr. 

Als sich die Beiden besser kennenlernen empfiehlt Hazel ihm ihr Lieblingsbuch „Ein herrschaftliches Leiden“, welches auch Gus in seinen Bann zieht und beiden zum Nachdenken und Austausch darüber anregt. Das Problem – das offene Ende macht den beiden zu schaffen. Gus beschließt, Hazel eine Reise nach Amsterdam zu ermöglichen, um den Autor, Peter van Houten, zu treffen und ihm Fragen stellen zu können. 

Die Reise in die malerische Stadt, beschert den beiden eine kleine Unendlichkeit. Doch leider währt das Glück nicht für immer…

John Greens Roman hat mich sehr berührt! Am besten hat mir gefallen, wie facettenreich die Figuren sind und wie unterschiedlich mit der schweren Krankheit Krebs umgegangen wird. Man lernt viele verschiedene Perspektiven kennen und zumindest ich konnte alle gut verstehen. Durch Hazels viele Gedankengänge konnte ich mich gut in sie hineinversetzten. Doch obwohl man nicht vor all dem Traurigen verschont wird, hat das Buch auch humorvolle und sarkastische Seiten. Ein sehr empfehlenswerter Roman!

Majlis

Fandet den Roman sehr traurig? Wie steht ihr zu der Krankheit? Schreibt es in die Kommentare 🙂