Empfehlung für dich (Laura Silverman, Oktober 2021, Carlsen-Verlag)

Empfehlung für dich (Laura Silverman, Oktober 2021, Carlsen-Verlag)

„Ich liebe es, dass du so empfindlich bist. Es bedeutet, dass dir die Dinge wichtig sind, die Menschen. Das ist etwas Gutes.“ (Aus ‚Empfehlung für dich‘)

Shoshanna arbeitet in der Buchhandlung mit dem träumerischen Namen „Es war einmal“ und liebt ihren Job. Es bereitet ihr große Freude, die Kunden kennenzulernen, sich ihre Lesegeschichten anzuhören und ihnen dann einen perfekten Tipp für ihr nächstes Buch geben zu können. Und die Kunden lieben Shoshanna, denn bei ihr bekommen sie mit Sicherheit ein Buch ans Herz gelegt, das sie in eine andere Welt reisen lässt, ganz individuell.

Somit ist Shoshannas Freude groß, als ihre Chefin in der Woche vor Weihnachten einen Wettbewerb ausruft: Wer die meisten Bücher verkauft, der bekommt eine Prämie. Für Shoshanna ein großes Glück, denn der Sieg scheint ihr sicher zu sein und sie könnte das Geld sehr gut gebrauchen, um ihr geliebtes Auto Barbra Streisand reparieren zu lassen … Wäre da nicht dieser neue Mitarbeiter Jake, der offen zugibt, dass er nicht liest, aber trotzdem unverschämt viele Bücher an die Kunden bringt. Shoshanna geht es total gegen den Strich, dass ausgerechnet dieser unfreundliche, nicht-lesende und leider viel zu süße, gut riechende und Flanellhemden-tragende Mitarbeiter ihr den sicheren Sieg streitig machen könnte. Während die beiden den Wettbewerb mit allen Mitteln zwischen sich ausfechten und dabei ausgesprochen kreativ werden, kommen sie sich (un-)freiwillig immer näher und der gewisse Weihnachtszauber, der in der Luft liegt, wirkt auch nicht gerade dagegen an …

Großartig! Laura Silverman hat mit diesem Roman eine wunderschöne Weihnachtsromanze in die Welt gesetzt. Ich bin in letzter Zeit echt nicht viel zum Lesen gekommen oder hatte nicht die Ruhe, mich auf ein Buch so richtig einzulassen, aber es tat so gut, mal wieder einen Roman zu haben, der einen einfach weg aus seiner eigenen Welt bringt. Zusammen mit Shoshanna bin ich eingetaucht in ihre Buchhandlung und ihre Welt. Total spannend war es, die Vorweihnachtszeit aus jüdischer Sicht zu „erleben“ und gerade dieser Punkt – eine jüdische Protagonistin in einem christlichen Vorweihnachtsstress – hat wahnsinnig viel Witz und Humor in die Geschichte gebracht, gerade da Shoshanna auch ein so sympatischer Mensch ist. Sie ist mir total ans Herz gewachsen und ich würde sie echt gerne noch besser kennenlernen. Wie bei so vielen New Adult Romanen war das Ende ziemlich vorhersehbar, aber wie wir alle wissen, macht das das Leseerlebnis ja nicht weniger schön. Und tatsächlich gab es auch trotzdem gerade am Ende noch mehrere Aspekte, die ich dann so nicht erwartet hätte. Also im Nachhinein doch nicht so ganz vorhersehbar.

Wie ich bereits sagte, liest es sich sehr schnell und ist auch keineswegs eine anspruchsvolle Lektüre. Aber für einen gemütlichen Adventsabend ist es in meinen Augen genau das Richtige und für alle die, die ein wenig anspruchsvolleren Lesestoff haben möchten, ist es durchaus auch etwas, da einige gesellschaftliche Themen angesprochen werden, über die man auch noch lange nachdenken kann, wenn man möchte. Das Judentum in der Vorweihnachtszeit, Homosexuelle Beziehungen, der Umgang mit Trennungen, Freundschaft, Fehler und Entschuldigungen.

Ihr seht, ich kann es absolut empfehlen. Wenn ihr für das kommende Adventswochenende auch noch eine kleine Auszeit benötigt, dann greift zu!

Lena

Seid ihr von der Sorte Weihnachtsmuffel oder Weihnachtswichtel? Genießt ihr die gemütliche Adventszeit genauso wie ich? Und wer würde auch gerne mal einen Blick in „Es war einmal“ werfen …?

Whalea (Laura Ventur; 2021 – epubli)

Whalea (Laura Ventur; 2021 – epubli)

Ein Kühlschrank kann das eigene Leben ganz schön aufwirbeln. Kein gewöhnlicher Kühlschrank, natürlich nicht. Doch wie hätte Ben ahnen sollen, dass dieser Kühlschrank kein gewöhnlicher ist?

Benjamin von Thalau ist ein Frankfurter Anwalt in seinen Dreißigern. Nichts läuft in seinem Leben schief – zumindest bisher. Doch dann zerbeult ihm eine wildfremde ältere Frau mit ihrer Handtasche sein Auto und er entschließt sich, ihr hinterherzugehen. Schließlich muss sie für den Schaden aufkommen! Als er bei ihrer Wohnung ankommt, ist diese verlassen. Die Haustür steht offen. Er tritt ein und sieht sich um. In der karg eingerichteten Wohnung fällt der große, aber leere Kühlschrank mit der offenen Tür deutlich auf. Ben tritt näher. Zu nah. Er wird er in den Kühlschrank hineingesogen und wacht in einer völlig fremden Welt wieder auf. 

Rosas Laune ist bereits im Keller, als der Mann sie fast anfährt. Kurzerhand entschließt sie, sich für den Schreck zu rächen und knallt ihre Handtasche auf sein Auto. Wie gut es tut würde, danach endlich die Menschenwelt zu verlassen und nach Whalea zurückzukehren! Leider muss sie feststellen, dass Silas das Portal, das als Kühlschrank getarnt ist, nicht ordnungsgemäß geschlossen hat. Jetzt kann sie es nicht mehr benutzen. Und dann stolpert auch noch dieser Ben in ihre Küche.

Whalea ist eine Welt voller Wunder. Hier leben Hexen, Drachen, Elfen und andere phantastische Geschöpfe. Vor langer Zeit gab es viele Whaleaner, die regelmäßig die Welt der Menschen besuchten. Als es aber zu Hexenverbrennungen kam und die Menschen die Geschöpfe Whaleas nicht mehr achteten, wurden dessen Grenzen geschlossen. Allein wenige eigens ausgebildete Wächterinnen haben noch immer eigene Portale und sehen auf beiden Seiten nach dem Rechten. Zu ihnen gehört auch Rosa, die zwischen den Welten hin und her zu reist. Leider funktioniert das nur, wenn der Zugang auf beiden Seiten geschlossen ist. Ansonsten entsteht ein Sog, der aber noch in die eine Richtung funktioniert.

So wird es für Rosa kompliziert: Wie soll sie Ben bloß nach Hause zurückbringen? Dieser ist zwar fasziniert von Whaleas Natur und Fabelwesen, aber versteht, dass es Menschen strengstens verboten ist, diese Welt zu betreten. Die einzige Chance der beiden besteht darin, das Hauptportal in der Walpurgisnacht zu benutzen. Gut, dass sie für diese gefährliche Aktion Rosas Freunde auf ihrer Seite haben. Doch was, wenn jemand sie entdeckt? Oder wenn Ben gar nicht gehen möchte?

Ein total schöner Roman, in den man eintauchen kann! Laura Ventur hat sich eine faszinierende Fantasiewelt ausgedacht. Mir haben besonders die Rückblicke auf Rosas Vergangenheit und die detaillierten Beschreibungen dieses außergewöhnlichen Ortes gefallen. Das Buch ist aus der dritten Person geschrieben, woran ich mich erst gewöhnen musste. Allerdings kamen dadurch die verschiedenen Sichtweisen der Hauptcharaktere besser zum Ausdruck. Der Roman lässt sich schnell lesen und doch intensiv in die Welt von Whalea eintauchen.

Majlis

Welcher Fantasy-Aspekt hat euch am meisten fasziniert? Konntet ihr Bens Entscheidungen nachvollziehen? 

Someone new (Laura Kneidl; 2019 – LYX)

Someone new (Laura Kneidl; 2019 – LYX)

Micahs Bruder Adrien ist schwul. Ihre Eltern hassen ihn dafür. Seit Monaten hat Micah nichts von ihrem Bruder gehört. Trotzdem sucht sie unermüdlich nach ihm.

Etwa 4 Monate nach dem Verschwinden ihres Bruders ist sie  in ihre erste eigene Wohnung gezogen. Obwohl sie ihre Eltern mit der Entscheidung, nicht nach Yale zu gehen, sondern in ihrer Heimatstadt Mayfield zu studieren, schwer enttäuscht hat, haben sie ihr die Wohnung nicht gemietet, sondern direkt gekauft. Micah ist der festen Überzeugung, dass Adrien Mayfield nicht verlassen hat und möchte deshalb dortbleiben, um weiterhin nach ihm zu suchen. Eigentlich möchte sie auch gar nicht Jura studieren, sondern lieber Kunst. Allerdings traut sie sich nicht, das ihren Eltern zu sagen. 

Kurz nach ihrem Einzug trifft sie auf den Kellner Julian, der bei einer Feier ihrer Eltern geholfen hat und von Micahs Mutter aus dem Catering-Service gefeuert wurde, weil sie ihn mit Micah in der Küche gefunden hat, die ihm aber eigentlich nur Trinkgeld gegeben hat. Ihre Eltern hatten mal wieder nichts vegetarisches bestellt uns so war sie hungrig in die Küche gelaufen, wo Julian seinen Proviant mit ihr geteilt hat. Obwohl es nicht ihre Absicht war, hat sie starke Schuldgefühle gegenüber Julian. Leider will er sich ihre Entschuldigungen gar nicht anhören, sondern zeigt ihr die kalte Schulter. Der fröhliche und offene Kellner der Feier ist verschwunden. Doch dann ergibt sich eine Situation, in der Micah ihm Geld leihen muss. Weil Julian seine Schulden nicht zurückzahlen kann, bietet er an, Micah zum Ausgleich beim Auspacken der Karton und Aufbauen der Möbel zu helfen. Das hat sie in ihrer ersten Woche nämlich geflissentlich ignoriert. In den Stunden gemeinsamer Arbeit lernen die beiden einander besser kennen, doch obwohl Julian ihr längst verziehen hat, will er sie nicht so richtig an sich heranlassen. Denn Julian hat ein Geheimnis. Hat es vielleicht mit der Narbe auf seinem Arm und dem kleinen Mädchen auf dem Foto in seinem Zimmer zu tun?

Ich habe den Roman innerhalb von zwei Tagen durchgelesen, weil er mich so gefesselt hat. Das Buch setzt sich sehr stark mit Themen der LGBTQ+-Community auseinander. Ich fand es erschreckend zu sehen, mit wie viel Hass die Eltern in dem Roman ihren eigenen Kindern begegnen, wenn diese sich in irgendeiner Form outen. Laura Kneidl verdeutlicht damit ein Problem unserer Gesellschaft. Gleichzeitig beschreibt sie sehr verständlich, wie sich die betroffenen Personen dabei fühlen. Ich kann dieses Buch allen empfehlen, auch denen, die sich grundsätzlich nicht so sehr für den Themenbereich interessieren, weil es natürlich auch um andere Themen geht ; )

Majlis

Fandet ihr Micahs Eltern auch so gemein? Habt ihr auch überlegt, was wohl Julians Geheimnis ist? Schreibt es in die Kommentare 🙂