Vielleicht passiert ein Wunder (Sara Barnard; 2017 – Sauerländer)

Die Gebärdensprache zu beherrschen, eröffnet einem eine neue Welt. Das erlebt Steffi. Sie spricht nicht, da sie an selektivem Mutismus leidet. Das bedeutet, dass es ihr unglaublich schwerfällt, mit fremden Leuten zu sprechen und sie eigentlich nur mit ihrer Familie und ihrer besten Freundin Tem redet.

An ihrem ersten Schultag nimmt ein Lehrer sie zur Seite und stellt ihr Rhys vor.

Rhys ist taub. Trotzdem möchte er versuchen auf eine „normale“ Schule zu gehen, weil er sich und seinen Eltern beweisen möchte, dass er trotz seiner Einschränkung ein Studium schaffen kann. 

Steffi hat in ihrer schlimmsten Phase Gebärdensprache gelernt und kann deshalb Rhys in der Schule unterstützen. Rhys und sie verstehen sich sofort gut und bald ist es für Steffi gar nicht mehr so schlimm zur Schule zu gehen, weil sie jetzt in den Pausen nicht mehr allein bleibt.

Ihre Eltern allerdings finden das nicht so gut. Sie wollen nicht, dass Steffi studiert, was eigentlich reine Ironie ist, da sie versucht hatten, Steffis verstorbenen Stiefbruder zum Studieren zu zwingen. Mit Steffi hatten sie die Abmachung, dass sie sich im nächsten Schuljahr mehr integrieren müsse, um studieren zu dürfen. Jetzt sind sie der Meinung, dass Steffi sich hinter der Gebärdensprache versteckt und ihr Mut zu reden dadurch nicht größer wird.

Steffi kann das nicht nachvollziehen. Als Rhys Eltern sie zum Essen einluden, hat sie geredet! Gebärdensprache und Sprechen gleichzeitig. Sie hat sogar einmal im Unterricht geantwortet. Doch hängt das mit den neuen Medikamenten zusammen, die sie jetzt nimmt, oder hat Rhys einfach eine positive Ausstrahlung? 

Und noch eine Unsicherheit: Rhys hat eine Freundin. Zumindest ist sie oft auf seinen Facebook-Beiträgen und er lässt häufiger mal ihren Namen fallen. Doch ob sie wirklich zusammen sind, traut Steffi sich nicht zu fragen…

Der Roman hat mich total verzaubert, und ich wollte sofort auch Gebärdensprache lernen. Als ich das ausprobierte, merkte ich, dass es gar nicht so schwer ist, sich zumindest die Gesten für Buchstaben einzuprägen. Man bekommt in dem Buch sehr deutlich mit, wie viele Möglichkeiten einem das bietet und auch wie wichtig es für gehörlose Menschen ist, dass auch andere Leute sich mit Ihnen verständigen können. Das Buch ist aus Steffis Perspektive geschrieben und dadurch konnte ich mich nochmal besser in sie hineinversetzten. Trotzdem erfährt man auch etwas über Rhys‘ Alltag und seine Probleme. Was mich zudem positiv überrascht hat, ist, dass die Autorin es geschafft hat, eine Liebesgeschichte zu schreiben, ohne dass es kitschig ist und ohne, dass die anderen Themen zu kurz kommen. Ich kann das Buch allen denen sehr empfehlen, die zum Beispiel „Maybe Someday“ gerne gelesen haben, da auch in diesem Roman Gebärdensprache und Kommunikation eine große Rolle spielen. Ein Unterschied zwischen den beiden Büchern ist allerdings, dass „Vielleicht passiert ein Wunder“ bei weitem nicht so kitschig ist, weswegen es auch denen unter euch gut gefallen wird, die es nicht so gerne kitschig mögen 😉 

Majlis

Findet ihr Steffi und Rhys auch so sympathisch? Könnt ihr Gebärdensprache oder habt ihr schon mal versucht sie zu lernen? Schreibt es in die Kommentare 🙂

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