Before the coffee gets cold (Toshikazu Kawaguchi; 2018 – Picador)

Before the coffee gets cold (Toshikazu Kawaguchi; 2018 – Picador)

Bevor der Kaffee kalt wird, soll man ihn austrinken. Aber nicht irgendeinen Kaffee, sondern den Zauberkaffe, der in dem kleinen japanischen Café mit dem Namen „Funiculi Funicula“ serviert wird.

Was ist das für ein merkwürdiges Café, das man in einer von Tokios weniger belebten Seitengassen finden kann? Auf den ersten Blick erscheint es wie ein ganz normales Café. Das Einzige, was einem sonderbar vorkommen könnte, ist die etwas altertümliche Einrichtung oder die Tatsache, dass der kleine Raum keine Fenster hat. Doch viel spannender ist etwas anderes: Innerhalb des Cafés kann man durch die Zeit reisen. Das klingt erstmal verlockend. Aber: Neben der oben genannten Regel gibt es weiter Bedingungen, die man beachten muss:

Man muss auf einem bestimmten Stuhl sitzen. Problem dabei: Der Stuhl ist von einer Frau in einem weißen Kleid belegt, die nur einmal am Tag aufsteht, um zur Toilette zu gehen. Allerdings immer zu unterschiedlichen Zeiten. Versucht man, die Frau gewaltsam zu vertreiben, wird man verflucht. In der Vergangenheit kann man den Stuhl nicht verlassen und somit auch nur Personen treffen, die das Café irgendwann schon einmal besucht haben. Man hat nur so lange Zeit, bis der Kaffee, der einen in die Vergangenheit bringt, kalt wird. Diesen sollte man, wie gesagt, vorher austrinken. Ansonsten wird man dazu verdammt, als Geist auf dem Stuhl zu sitzen, bis jemand anderes den selben Fehler begeht. Dies ist auch das Schicksal der Frau im weißen Kleid. Egal, was man auch versucht – die Gegenwart wird sich nicht verändern.

Diese Regel ist eine, die viele der Besucher davon abhält, durch die Zeit zu reisen. Es gibt zu viele Risiken und letztendlich ändert sich eh nichts – so die Begründung. Das denken sie jedenfalls.

Es gibt aber auch andere, die sich trotzdem auf den Weg durch die Zeit machen. Beispielsweise diese Vier: Fumoki möchte eine längere Erklärung von ihrem Freund, warum dieser überstürzt für drei Jahre nach Amerika gereist ist, Fusagi möchte seiner Frau einen Brief geben, und Hirai möchte sich noch einmal mit ihrer verunglückten Schwester unterhalten und sich bei ihr entschuldigen.

Schließlich benutzt auch Kei, die Betreiberin des Cafés, die Magie. Allerdings in die andere Richtung. Kai ist nämlich krank. Krank, aber schwanger und sie wünscht sich, ihr noch ungeborenes Kind kennenzulernen. Normalerweise ist es sinnlos, in die Zukunft zu reisen, aber da Nagare, Keis Mann, der Manager des Cafés ist, kann sie sich ziemlich sicher sein, ihn und ihr gemeinsames Kind dort anzufinden …

Der Roman ist in vier Kurzgeschichten geschrieben, die aufeinander aufbauen. Sie zeigen eindrucksvoll, für welche Menschen und aus welchen Gründen die verschiedenen Personen das Risiko des Zeitreisens auf sich nehmen. Obwohl sie dabei die Gegenwart nicht ändern können, lernen alle vier, ihre Blickweise auf die Zukunft zu verändern. Toshikazu Kawaguchi zeigt uns, dass man das Geschehene zwar nicht ändern kann, es aber doch manchmal hilft, alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Die Mischung aus den bezaubernden Kurzgeschichten und den versteckten Weisheiten macht das Buch so toll. Zudem fand ich das Prinzip der vier Kurzgeschichten schön, da man so vier ganz verschiedene Personen kenngelernt und ihre ganz unterschiedlichen Gründe gezeigt bekommen hat.

Majlis

Aus welchem Grund würdet ihr in die Vergangenheit reisen wollen? Würdet ihr, trotz der vielen Bedingungen, eine Zeitreise wagen? Schreibt es in die Kommentare! : )

Dei deutsche Version findet ihr unter „Das magische Café“, erschienen im O. W. Barth Verlag

Die ist die Lösung zu Collage 07.

Die Zeitenwanderer Chroniken (Karolyn Ciseau; 2017 – privat veröffentlicht)

Die Zeitenwanderer Chroniken (Karolyn Ciseau; 2017 – privat veröffentlicht)

„Es sind zehn an der Zahl. Sie werden kommen und die Zukunft verändern. Und ihr Eingreifen bedeutet das Ende von Raum und Zeit.“ (Gefangen)

2062 – Alison studiert in London Geschichte. Dort lebt sie mit Melissa, ihrer besten Freundin, in einer kleinen Wohnung, in der Nähe ihrer Eltern und zusammen mit Ben haben die Mädels viel Spaß. Genauer gesagt ist sie aber eine Zeitreise-Studentin, das heißt, dass sie, um Eindrücke von der Vergangenheit zu sammeln durch die Zeit reist. Für sie ist es normal, in der Zeit zu springen, ungewöhnlich ist jedoch, als sie plötzlich nicht mehr die Beobachterin ist, sondern beobachtet wird. Gregor heißt der Mann, der sie erspäht und plötzlich zu sich in die Zeit zieht. Alison kommt er bekannt vor, aber woher weiß sie nicht und Zeit, sich darüber Gedanken zu machen bleibt ihr auch nicht, denn er nimmt sie gefangen. So gelangt Alison ins mittelalterliche Irland, wo sie ihrem Entführer helfen soll, eine Prophezeiung mit Daten zu entschlüsseln. Doch mit den ungenauen Koordinaten und zu vielen Zahlen kann sie leider gar nichts anfangen, denn eigentlich interessiert sie Geschichte gar nicht, studieren tut sie das nur ihren Eltern zuliebe …

Gefangen in der Zeit fühlt sie sich aber gezwungen, sich mit den Zahlen auseinanderzusetzen, vor allem da Gregor sie vorher nicht zurücklassen will. Und so wird nicht nur ihr Interesse für Geschichte, sondern auch das für den jungen Mann geweckt. Doch Gregor scheint ein Geheimnis zu haben, hat das womöglich etwas mit der Haarnadel aus Elfenbein zu tun, die Alison in seiner Truhe findet?

Und kann sie ihrem Entführer vertrauen? Plötzlich ist er für ein paar Tage weg und dann nimmt er sie mit in das für Alison viel zu echte und gefährliche mittelalterliche Hofleben …

Karolyn Ciseau hat mich gefangen. Ich hatte das Gefühl, mit Alison im mittelalterlichen Irland gestrandet zu sein und die Eindrücke, die für sie plötzlich so real wurden, wurden auch für mich sichtbar. Während der ganzen Reihe bleibt es für Alison nicht bei Irland, 1558 findet sie sich plötzlich am französischen Hof wieder und ein anders Mal strandet sie bei den Wikingern. Jedes der sieben Bücher war eine eigene Reise und ein neues Abenteuer. Als Leser bekommt man Einblicke in das Leben am Königshof, in die Kunst und in die harte Wahrheit … das kann man schon so sagen.

Die Romane erzählen eine Geschichte von Freundschaft, Liebe und Vertrauen, von Mut, Angst und Verzweiflung. All diese Gefühle habe ich mit Alison zusammen gefühlt und ich konnte sie nur zu gut verstehen, als sie nicht wusste, wie sie mit Gregors Wahrheit umzugehen hat …

Ich kann den Roman allen Lesern empfehlen, die auch schon gerne mit Gwendolyn und Gideon (Edelsteintrilogie) oder mit anderen Charakteren durch die Zeit gereist sind. Und vielleicht ist hier ja auch ein Weltenbummler in der Gegenwart? Für euch ist die Reihe auch in jedem Fall lesenswert!

Lena

Hättet ihr auch gerne mit Alison gegen die Prophezeiung gearbeitet? Und welcher Ort und welche Zeit hat euch am liebsten gefallen? Schreibt es in die Kommentare! 😊

Die Edelsteintrilogie (Kerstin Gier; 2009 ,2010, 2016 – Arena Verlag)

Die Edelsteintrilogie (Kerstin Gier; 2009 ,2010, 2016 – Arena Verlag)

In die Vergangenheit reisen – das wollten wir doch alle schon mal können, oder? Nicht aber, wenn man unkontrolliert durch die Zeit springt. So geht es nämlich Gwendolyn nach ihrem 16. Geburtstag.

Auf einmal springt die junge Londonerin in einem Ohnmachtsanfall aus der Gegenwart und landet für etwa zehn Minuten zwar am selben Ort, aber in einer völlig fremden Zeit. Bis dies wiederholt auftritt, denkt sie an Phantasien. Doch dann erfährt ihre Mutter davon und bringt sie zur sogenannten „Loge“. Was Gwendolyn bisher nicht wusste: Trotz ihres Nachnamens „Shepherd“ gehört sie zur Familie der Montroses. Zwölf Familienmitglieder aus den Familien Montrose und De Villiers besitzen das sogenannte Zeitreise-Gen. Allerdings dachten alle, dass Charlotte, Gwendolyns Cousine, die letzte Zeitreisende sei. Deshalb ist diese zusammen mit Gideon de Villiers, ihrem zwei Jahre älteren Zeitreisebegleiter, von Kindheit auf trainiert und auf Zeitreisen vorbereitet worden, denn es ist so, dass alle männlichen Zeitreisenden aus der Familie der de Villiers stammen und alle weiblichen aus der Linie der Montroses. Sie lernten zum Beispiel Moden, Tänze, Sprachen und Etikette verschiedener Epochen. Schon vor vielen Jahren wurden die Geburtsdaten der Genträger vorherbestimmt, sodass sich die Loge ziemlich sicher sein konnte, wer zu den Zeitreisenden gehört. Obwohl das unkontrollierte Reisen erst mit dem 16. Geburtstag einsetzt, konnten Charlotte und Gideon also schon vorher trainiert werden. Allerdings hat Gwendolyns Mutter deren Geburtsdatum gefälscht, da sie hoffte, so den Kontakt zur Loge umgehen zu können. Als sich nun herausstellt, dass an Charlottes Stelle Gwendolyn das Gen geerbt hat, herrscht zunächst ziemliche Verwirrung. Charlotte ist beleidigt, Gideon ist genervt und Gwendolyn ist ziemlich überfordert. Zum Glück hilft ihr ihre beste Freundin Leslie, das alles durchzustehen.

Um die unkontrollierten Zeitsprünge zu vermeiden, muss Gwendolyn täglich zum Elapsieren. Das bedeutet, dass sie mit dem Chronografen, einer Zeitreise-Maschine, die aber nur die Genträger benutzen können, in die Vergangenheit geschickt wird. Obwohl sie der Loge nicht vertraut, muss sie sich wohl oder übel in deren Hände begeben. Zusätzlich muss sie zusammen mit Gideon Aufträge in der Vergangenheit erledigen. Schon bald naht Gwendolyns erster Einsatz. Doch wie soll sie es schaffen, die Tänze und Etikette innerhalb von wenigen Wochen zu beherrschen, die Charlotte und Gideon in mehreren Jahren gelernt haben? In den Augen der beiden ist sie der Tollpatsch, der nichts auf die Reihe bekommt. Doch nach und nach merkt Gwendolyn, dass Gideon vielleicht doch so kein großer „Kotzbrocken“ ist. Allerdings muss sie dafür bald feststellen, dass man nicht jedem vertrauen kann.

Eine großartige Buchreihe! Kerstin Gier lässt uns Leser komplett in die Geschichte eintauchen und so alle Abenteuer zusammen mit Gwendolyn erleben. Eine coole Idee fand ich auch, den Grafen von Saint Germain einzubringen, den es wirklich gegeben hat, und ihm einen neuen Charakter zu geben. Nicht nur die Idee hinter der Geschichte, sondern auch deren Umsetzung hat mir super gut gefallen. Die Bücher gehören definitiv zu meinen Lieblingsbüchern und ich habe schon mehrmals das tolle Gefühl erleben dürfen, nach langer Zeit wieder in die Geschichte eintauchen zu können und zu merken, dass man fast vergessen hat, wie toll die Romane sind. 

Ich habe mich dafür entschieden, die Buchreihe als Ganzes zu rezensieren, weil die Bücher nahtlos aneinander anknüpfen und auch die ganze Buchreihe in wenigen Wochen spielt. Die einzelnen Bände heißen übrigens: „Rubinrot -„, „Saphirblau -“ und „Smaragdgrün – Liebe geht durch alle Zeiten“.

Zudem möchte ich auf die Filme aufmerksam machen. Die Geschichte ist dieselbe, aber etwas anders auf die verschiedenen Teile aufgeteilt. Zudem wurden natürlich Ereignisse weggelassen, aber auch einige neue Elemente mit eingebracht. Insgesamt sind die Filme also etwas anders als die Bücher, aber sie haben mir auf ihre Weise genauso gut gefallen. Ich kann die Filme wirklich allen empfehlen, auch denen, die grundsätzlich lieber Bücher als deren Verfilmungen mögen. 

Majlis

PS Wärt ihr gerne in Gwendolyns Situation? Fandet ihr die Bücher oder die Filme besser (ich kann mich nicht entscheiden 😉 )? Schreibt es in die Kommentare 🙂

Dies ist die Lösung zu Collage 14.