Wovon du träumst (Kira Gembri; 2017 – Arena-Verlag)

Wovon du träumst (Kira Gembri; 2017 – Arena-Verlag)

„Menschen können dich im Stich lassen, aber dein Instrument begleitet dich durch Zorn, Kummer und Freude, und es passt immer perfekt zu dir.“ (Nick in „Wovon du träumst“)

Emilia zieht zum Studieren nach Wien, um dort endlich ihre Träume zu verwirklichen: Zum Beispiel möchte sie in ein Konzert gehen, Klavier spielen und den Regen hören. Aber Emilia ist taub und in ihrer Familie kann keiner nachvollziehen, wie gerne sie hören und Musik wahrnehmen können würde. Im Studentenwohnheim trifft sie auf Nick, einen Jungen mit schiefem Grinsen und einem scheinbar großen Interesse an Partys und (verschiedenen!) Mädchen, und ausgerechnet er will ihr helfen, ihre Träume zu verwirklichen!?

Unterschiedlicher könnten Emilias und Nicks Welten nicht sein, aber was Emilia nicht weiß: Nick hütet ein Geheimnis. Früher war seine Geige einmal sein Ein und Alles, nach einem tragischen Ereignis ging seine Karriere jedoch plötzlich den Bach runter und er verlor sich in einer Welt zwischen Erwartungen, Träumen und Verzweiflung. Emilias und Nicks Welten scheinen also doch nicht ganz so verschieden zu sein, wie Emilia zu Anfang dachte. Aber kann die Liebe zur Musik die Welt der Hörenden und die Welt der Gehörlosen vereinen? Und können sie sich beide, jeder für sich, ihre größten Träume verwirklichen?

Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht von Emilia und Nick geschrieben, wodurch man als Leser schon sehr früh mehr über die Protagonisten weiß als sie über den jeweils anderen. Dies ist der Grund, weswegen man Dinge und Handlungen von vornherein anders beurteilen kann, als die beiden es tun. Und trotzdem ist es mir gelungen, mich durchweg in die beiden hineinzuversetzen. Kira Gembri hat es geschafft, mich sowohl in die Welt der Gehörlosen eintauchen zu lassen als auch in die Welt eines musikalischen Wunderkinds, das durch den Erfolg gebrochen wurde.

Im Besonderen hat mir die Beschreibung der Gefühle sehr gut gefallen. Denn in einer Familie, in der alle Mitglieder taub sind, sind ganz andere Dinge wichtig als in einer musikbegeisterten Familie. Zusammen mit Nick habe ich diese Erfahrung machen müssen und andersherum habe ich mit Emilia lernen müssen, dass das Erfüllen von Träumen nicht immer mit einem Schrei getan ist …

Ich habe den Roman durchgängig geliebt und verschlungen und ich kann ihn allen Lesern empfehlen, die sich so wie ich einerseits für die Welt der Gehörlosen interessieren, andererseits aber auch für die Musik. Denn ich könnte ohne Musik nicht leben, verstehe also Nick und finde es gleichzeitig faszinierend, wie Emilia die Musik ebenfalls so sehr lieben kann.

Lena

Wer war noch so beeindruckt, dass Emilia dermaßen gut Lippen lesen konnte? Und könnt ihr Nicks Ehrgeiz verstehen oder teilt ihr eher Emilias Meinung und zählt auf den Spaß? 😊

Dies ist die Lösung zu Collage 12

Silber (Kerstin Gier; 2013/2014/2015 – Fischer)

Silber (Kerstin Gier; 2013/2014/2015 – Fischer)

Kennt ihr das, wenn euch ein Traum extrem real vorkommt. Wenn ihr euch zum Beispiel mit einem Freund unterhaltet und am nächsten Tag kurz verwirrt seid, weil euer Freund sich nicht daran erinnern kann? Was wäre, wenn er es könnte?

Die fast 16-jährige Olivia, genannt Liv, ist ganz neu in London. Eigentlich war dieser Umzug eine gute Nachricht für Liv und ihre Schwester Mia, denn nach sechs Umzügen hat ihre Mutter versprochen, endlich sesshaft zu werden. Dass dieser Plan einen neuen Vater und zwei Stiefgeschwister beinhalten würde, hatte ihre Mutter den beiden allerdings erst in London erzählt. Nach ausgiebigem Protest erkennen die beiden Schwestern allerdings, dass die neue Familie vielleicht doch gar nicht so schlimm ist. 

Auch an der neuen Schule findet Liv sich schnell zurecht. Nur der anonyme Klatschblog verunsichert sie. Woher hat Secrecy, wie sich die Autorin nennt, so viel Informationen, auch über Liv?

Und noch mehr merkwürdige Dinge geschehen. Als sie von dem ersten Besuch in ihrem zukünftigen Zuhause zurückkommen, hat Liv in der Nacht ein sonderbares Erlebnis: Mitten im Traum merkt sie, dass sie träumt. Sie entdeckt eine wunderschöne dunkelgrüne Tür und tritt durch diese in einen Gang voller Türen. Als sie durch eine der anderen Türen geht, findet sie sich auf einem Friedhof wieder und entdeckt nicht nur ihren Stiefbruder Grayson, sondern auch seine drei Freunde Arthur, Henry und Jasper. Woher kennt sie die Namen der drei Jungen? Sie hat die Vier zwar zusammen im Schulgebäude gesehen, aber ihre Namen noch nie gehört. Woher sollte ihr Unterbewusstsein sie also kennen?

Noch seltsamer wird es, als sie die Vier am nächsten Tag im Vorbeigehen über die Friedhofsaktion reden hört. Das kann doch gar nicht sein. Schließlich hatte sie das alles nur geträumt …

Nach und nach erfährt sie, dass sie sich im Traum mit den anderen treffen kann und dass jede Tür zu einem Menschen gehört. Allerdings beinhalten ihre Entdeckungen auch gruselige Rituale und einen Dämon, der erweckt werden soll.

Als dann auch noch Freunde zu gefährlichen Feinden werden, steht ihre Welt auf dem Kopf. 

Auch in den beiden Folgebänden geschehen merkwürdige Dinge. Mia fängt an zu schlafwandeln und stürzt sich mehrmals fast aus dem Fenster. Zudem benehmen sich vermehrt Menschen in ihrem Umfeld auch tagsüber ungewöhnlich, wie ferngesteuert. Und zwischen all dem Chaos um sie herum ist da ja auch noch Henry.

Die Trilogie hat mich total beeindruckt. Ich habe sie innerhalb weniger Tage durchgelesen, weil mich die Bücher so gefesselt haben. Kerstin Gier hat sich mal wieder eine tolle Mischung zwischen Realität und Fantasy ausgedacht! Ihre Idee, andere Menschen im Traum besuchen zu können, finde ich sehr faszinierend, und das würde ich auch gerne mal ausprobieren. Zudem gab es ein paar überraschende Wendungen, die das Vorhersehen der Handlung echt schwer gemacht haben. Wenn euch die Edelsteintrilogie gefallen hat, müsst ihr auch unbedingt diese Geschichte lesen, in die man sich so wunderbar vertiefen kann!

Majlis

Würdet ihr auch gerne im Traum „wach“ sein können? Wie sieht eure Traumtür aus? Schreibt es in die Kommentare! ; )

Die ist die Lösung zu Collage 05.

Die Hafenschwester – Als wir zu träumen wagten (Melanie Metzenthin – 2019 – Diana-Verlag)

Die Hafenschwester – Als wir zu träumen wagten (Melanie Metzenthin – 2019 – Diana-Verlag)

Stell dir vor, dein 14-jähriges Ich wäre plötzlich ganz auf sich allein gestellt. Und das nicht im 21. Jahrhundert, sondern gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Außerdem musst du für deinen Vater und kleinen Bruder sorgen, denn deine Mutter, sowie deine kleine Schwester sind tot.

1892 – wir befinden uns in Hamburg zu Beginn der Cholera-Epidemie. Martha Westphal muss nach dem seuchenbedingten Tod ihrer Mutter und Schwester das Überleben ihrer Familie sichern. Auf Grund der Not am Mann bekommt sie trotz ihres jungen Alters eine Stelle als Krankenpflegerin und darf dann sogar die Ausbildung zur Krankenschwester am Eppendorfer Krankenhaus machen. Entgegen der strengen Regeln der Erika-Schwestern, so nennt sich die Schwesternschaft am Krankenhaus, hält sie die Freundschaft zu ihrer besten Freundin Milli, die von ihrem Stiefvater zur Prostitution gezwungen wird. So bekommt sie Einblicke in alle Lebensverhältnisse, denn sie selber kommt aus der schlechteren Mittelschicht, Milli hat quasi verloren, ihre Arbeitskolleginnen jedoch wuchsen alle in wohlhabenderen Familien auf …

Neben ihrer Tätigkeit als Krankenschwester ist Martha auch aktiv in einer Frauenbewegung und sie schließt sich den Sozialdemokraten an, die die Arbeiterstreiks unterstützen, unter denen auch ihr Vater leidet, der dagegen kämpft, nicht dem Alkohol zu verfallen …

Unter all diesen schwierigen Umständen lernt Martha den jungen Paul Studt kennen, von dem sie auf Grund seiner politischen Überzeugung sofort begeistert ist. Ihm scheint es nicht anders zu gehen. Jedoch dürfen verheiratete Frauen unter keinen Umständen Erika-Schwester bleiben. Und eine von ihnen ist ganz besonders darauf aus, Martha Steine in den Weg zu legen …

Der Roman ist eine fiktive Geschichte, aber Personen wie Lida Heymann oder Johann Döring gab es echt. Somit wird ein ziemlich realitätsbezogenes Bild von Hamburg um 1890 geschaffen. Die Protagonisten Martha ist angelehnt an Melanie Metzenthins Urgroßmutter, wodurch diesem Charakter eine gewisse persönliche Note verliehen wird, die sie sehr sympathisch macht. Ein großes Thema ist auch die Spaltung der Gesellschaft …

Mir hat der Roman so gut gefallen, da die Stärke der Frauen und die Ungerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft so deutlich werden. Zudem konnte ich, nicht zum ersten Mal in einer genialen Geschichte von der Autorin, nicht aufhören zu lesen.

Aktuell finde ich das Thema der Cholera sehr spannend, da es einige Parallelen zu dem Coronavirus gibt. Jedoch waren die hygienische Vorsorge und die medizinische Versorgung damals bei weitem nicht so gut, weswegen wir uns wirklich glücklich schätzen können, heute zu leben!

Ich kann den Roman uneingeschränkt weiterempfehlen!!!

Lena

Hättet ihr euch den Sozialdemokraten angeschlossen oder hättet ihr lieber am alten Regime festgehalten? Und was glaubt ihr, was aus Milli geworden ist? Schreibt es in die Kommentare! 😊