My sister’s keeper (Jodi Picoult; 2004 – self-published)

My sister’s keeper (Jodi Picoult; 2004 – self-published)

“If you have a sister and she dies, do you stop saying you have one? Or are you always a sister, even when the other half of the equation is gone?”

Diese Gedanken macht sich die 13-jährige Anna Fitzgerald, die geboren ist, um ihrer Schwester Kate, die an Leukämie leidet, das Leben zu retten. Eigentlich ein ehrenwerter Job, oder? Aber wie würdest du damit umgehen, wenn du weißt, dass es dich nur gibt, weil deine Schwester todkrank ist? Da ist es doch selbstverständlich, dass Anna sich fragt, was wäre, wenn Kate gesund gewesen wäre …

Anna möchte nicht mehr spenden. Seit sie ein Baby ist, stand es nie zur Diskussion, ob sie ihr Blut oder ihre Stammzellen spenden möchte. Es war eben so und wenn Kate etwas brauchte, dann war es klar, dass Anna auf Feriencamps oder Geburtstage verzichtete. Doch so möchte sie nicht weiterleben. Anna wünscht sich, selber über ihr Leben entscheiden zu können und ihr Leben in der eigenen Hand zu haben. Anlass für diese Gedanken ist die Spende einer Niere, die Annas Leben für immer beeinflussen würde …

So nimmt sie sich einen Anwalt und zieht vor Gericht. Sie möchte erreichen, dass sie medizinische Entscheidungen selber treffen darf und in diesem Punkt unabhängig von ihren Eltern wird. Doch erteilt man einem 13-jährigen Mädchen diese Macht? Und wie stehen ihre Eltern und viel wichtiger – ihre Schwester dazu?

Ich bin beeindruckt von dem Roman! Er ist aus den verschiedenen Perspektiven geschrieben, also bekommt man Einblicke in die Gedanken aller Familienmitglieder, sowie in die der am Prozess beteiligten Personen. Ich musste meine anfängliche Meinung zu einigen Personen auf Grund dessen auch so manches Mal revidieren, da sich hinter einer harten Schale nicht selten ein weicher Kern versteckt – und andersherum. Zudem konnte ich mich sehr gut in Anna hineinversetzen: Einerseits möchte sie ihr Leben selber in die Hand nehmen und andererseits möchte sie nicht für den Tod ihrer Schwester verantwortlich sein. Und es gibt da auch noch ein paar andere Faktoren, die sie in ihrer Entscheidung beeinflussen …

Ich habe mich häufig gefragt, wie ich in so einer Situation handeln würde. Ich habe versucht, mir vorzustellen wie es ist, mit einem Grund geboren zu sein. Und ich habe angefangen Kate genauso zu lieben wie es Anna und ihre Familie tun – und so vielen mit einige Passagen im Roman umso schwerer. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen! Wirklich, es thematisiert auf einem sehr angenehmen Weg ethische Probleme und die Geschichte ist zugleich interessant, herzerwärmend und auch etwas hart zu lesen.

Lena

Tja, welche Frage hier kommt ist wohl klar, oder? Wie hättet ihr an Annas Stelle gehandelt? Und hatte noch jemand Tränen in den Augen, als der Roman zuende war?

Drei Schritte zu dir (Rachael Lippincott, Tobias Iaconis, Mikki Daughtry; 2018 – dtv)

Drei Schritte zu dir (Rachael Lippincott, Tobias Iaconis, Mikki Daughtry; 2018 – dtv)

Masken, Abstand, Desinfektionsmittel – obwohl dies momentan alles zu unserem eigenen Schutz dient, sind die meisten von uns davon genervt. Jetzt stellt euch mal vor, das wäre euer ganzes Leben lang so. wie bei der 17-jährigen Mukoviszidose-Patientin Stella.

Mukoviszidose ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung. Wer jetzt nur Bahnhof versteht – kein Problem, hab ich am Anfang auch nur ; ) Grundsätzlich bildet sich zum einen Schleim in der Lunge, der den Patienten das Atmen erschwert, und zum andern wird auch grundsätzlich das Immunsystem geschwächt, sodass jede Art von Krankheit sehr gefährlich für die Patienten sein kann.

Stellas Lungenfunktion liegt aktuell bei 35%. Als erneut ein vierwöchiger Krankenhausaufenthalt ansteht, der sie auch ihre Abschlussfahrt kostet, lernt sie den neuen Patienten Will kennen. Will hat allerdings nicht nur Mukoviszidose, sondern zudem ein gefährliches Bakterium, das ihm alle Hoffnungen auf eine Spenderlunge zunichte macht. Deshalb müssen die beiden 2m oder auch vier Schritte Abstand voneinander halten. Doch Will ist fasziniert von der willensstarken Stella und Stella ist entschlossen, Strukturen in Wills Alltag zu bringen und ihn daran zu hindern, ständig seine Medikamente zu vergessen. So vergrößert sich die Anziehung zwischen den beiden immer mehr, bis Stella schließlich einen entscheidenden Schritt wagt. Einen einzigen der vier Schritte klaut sie zurück, sodass sich die beiden mithilfe eines Billardqueues auf drei Schritte Abstand einigen. Doch auch der verkleinerte Abstand wird immer schwerer zu ertragen. Bald muss Stella sich entscheiden: Will oder eine neue Lunge?

Der Roman hat mich sehr berührt! Die drei Autoren haben es mithilfe wechselnder Perspektiven geschafft, sowohl Stellas als auch Wills Ängste, aber auch Träume darzustellen. Es ist sehr beeindruckend, den Krankenhausalltag der beiden mitzuerleben. Obwohl es zwischendrin sehr traurig wird, ist der Roman nicht deprimierend, sondern eher motivierend, die Hoffnung nicht aufzugeben und genau das macht diese Geschichte so unglaublich schön. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen uns die Corona-Regeln nerven, ist es gut, mal eine andere Perspektive einzunehmen. Ich kann das Buch allen empfehlen, denen beispielsweise „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green gefallen hat, aber auch allen anderen, die es gerne mal emotional mögen. 

Majlis

Wie hättet ihr euch an Stellas Stelle entschieden? Wie fandet ihr das Ende? Schreibt es in die Kommentare 🙂

Die ist die Lösung zu Collage 06.