To kill a Mockingbird (Harper Lee, 1960, J.B. Lippincott & Co.)

To kill a Mockingbird (Harper Lee, 1960, J.B. Lippincott & Co.)

“If there is just one kind of folks, why can’t they get along with each other? If they’re all alike, why do they go out of their way to despite each other?”

Harper Lee erzählt eine Geschichte über Kinder, die in den 1930er Jahren den Rassismus in den Südstaaten Amerikas kennenlernen. Jean Louise und ihr vier Jahre älterer Bruder Jeremy Atticus, genannt Scout und Jem, sind die Kinder des Anwalts Atticus Finch, der mit den beiden in der fiktiven Kleinstadt Maycomb lebt. Die Mutter der Kinder ist früh verstorben und seitdem hilft dem Vater die afroamerikanische Haushälterin Calpurnia die Kinder zu versorgen.

Scout, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, und Jem verbringen ihre Tage ausschließlich draußen und im Sommer stößt Dill, der Neffe ihrer Nachbarin, noch zu ihnen. Zu dritt erleben sie viele kleine Abenteuer, bei denen das geheimnisvolle Radley-Haus meistens im Mittelpunkt steht. Denn dort wohnt der mysteriöse (Arthur) Boo Radley, vor dem alle Kinder in Maycomb Angst haben, obwohl (oder vielleicht auch genau deshalb) er niemals aus dem Haus kommt. Zum Missfallen ihrer Tante wächst Scout ganz und gar nicht zu einer kleinen Dame heran, sondern eher zu einem kleinen Wildfang.

Der eigentliche Kern der Geschichte sind aber nicht die Abenteuer der Kinder. Atticus bekommt den Auftrag, den afroamerikanischen Tom Robinson vor Gericht zu verteidigen, weswegen er zum Leidwesen seiner Kinder in Maycomb als „niggerlover“ bekannt ist. Angeklagt ist er, weil Mayella Ewell, die Tochter des größten Antagonisten der Geschichte, aussagt, dass er sie vergewaltigt hätte. Das Gerichtsverfahren und die Folgen verfolgen auch Scout, Jem und Dill und die Kinder fangen an zu verstehen, was die eigentlichen Probleme der Gesellschaft sind und müssen dabei das ein oder andere Mal ganz schön viele Ungerechtigkeiten schlucken …

Der Roman war für mich in mehrerlei Hinsicht ein neues Leseerlebnis. Zum einen habe ich ihn auf Englisch gelesen und da der Roman schon älter ist, war es sprachlich ein ganz neues Gefühl. Zum anderen habe ich mich mit der Thematik aber auch noch nicht so viel beschäftigt, zumindest nicht in der Form eines Buches. Zunächst hat es sich für mich etwas mühsam gelesen, da man als Leser sehr lange in die Gemeinde Maycomb eingeführt wird und zugegeben ist das als nicht Muttersprachler etwas schwierig und in die Länge gezogen. Aber wenn man im zweiten Teil des Buches angekommen ist, dann versteht man, warum der erste Teil so wichtig war, denn das was die Kinder am Ende verstehen, nämlich die Mentalität des Volkes, das muss auch der Leser verstehen und dafür ist es nun mal nötig, die Gemeinde zu kennen.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und war mit jedem Kapitel begeisterter. Wie bereits erwähnt habe ich die englische und Originalversion „To kill a mockingbird“ gelesen, das deutsche Pendant trägt den Titel „Wer die Nachtigall stört“ und entspricht nahezu lückenlos dem Originaltext. Ich empfehle diesen Roman allen begeisterten Lesern, die sich für Menschenrechte und Rassismus interessieren und der Thematik vielleicht auch mal ganz von vorne durch die Augen von Kindern auf den Grund gehen wollen!

Lena

Was ging euch durch den Kopf, als Scout in der Schule über die Judenverfolgung Hitlers gesprochen hat und Zuhause die Prinzipien ihrer Gesellschaft hinterfragte? Und hättet ihr Atticus gerne als Vater? Schreibt es in die Kommentare! 😊

Die Nachtigall (Kristin Hannah; 2019; Aufbau-Verlag)

Die Nachtigall (Kristin Hannah; 2019; Aufbau-Verlag)

„Zwei Schwestern. Die eine kämpft für die Freiheit. Die andere für die Liebe.“

Vianne und Isabelle sind zwei Schwestern, die in ihrer Kindheit keine Liebe erfahren haben und sich voneinander distanzierten. Während Vianne ihr Glück mit ihrem Ehemann Antoine gefunden hat, ist die jüngere Isabelle auf sich gestellt und weder bei ihrer Schwester noch bei ihrem Vater willkommen. Doch ein Krieg ändert alles und so stellen sich auch die beiden zu Beginn des zweiten Weltkriegs die Frage, was man tun kann, um die zu retten, die man liebt.

Vianne Mauriac lebt mit ihrer Tochter Sophie und ihrem Mann in Carriveau, einem kleinen Dorf im Loiretal. Als Antoine als Soldat einberufen wird, denkt Vianne, dass nun das Schlimmste gekommen sei. Sie ahnt zu dem Zeitpunkt noch nichts von der Judenverfolgung und von der Einquartierung Deutscher bei französischen Frauen … Zusammen mit Sophie kämpft Vianne um das bloße Überleben und muss dabei die schmerzhaften Erfahrungen des Verlustes, der Angst, der Wut und der Verzweiflung machen. Aber für die, die sie liebt, lebt sie immer weiter, egal was kommt …

Isabelle Rossignol, die in ihrer Jugend aus einer Klosterschule nach der anderen fliegt, versucht zum wiederholten Mal, bei ihrem Vater in Paris unterzukommen. Dieser jedoch stößt sie wie immer von sich und Isabelle macht sich auf den Weg zu Vianne. Auf dem Weg trifft sie auf Gaёton, einen Widerstandskämpfer, der sie dazu inspiriert, selber aktiv zu werden. Durch Zufall gerät sie an die Widerstandsgruppe um Levy, mit der sie die Fluchtroute der Nachtigall über die Pyrenäen ausarbeitet. Der Plan ist es, abgeschossene Piloten der RAF, aus Kanada oder den USA nach Spanien zu bringen – und Isabelle soll den Weg gehen …

Während des Krieges merken die Schwestern, wie wichtig die Familie ist, aber können sie in Zeiten wie diesen füreinander da sein? Kann Vianne Isabelle bei sich aufnehmen, die etwas tut, wofür sie jeden Moment erschossen werden könnte? Und hat die Liebe im Krieg eine Chance?

Ich habe diesen Roman, der im Wechsel aus der Sicht von Vianne und Isabelle geschrieben ist, mehrfach gelesen und wie beim ersten Mal, so war ich auch beim zweiten Mal noch zutiefst beeindruckt von der Courage und Bedeutung der Frauen im Zweiten Weltkrieg. Ich glaube, dass vielen häufig gar nicht so bewusst ist, was für eine wichtige Rolle die Frauen im Krieg hatten, wo die Männer alle an der Front waren. Und nicht ohne Grund wurde der weibliche Widerstand als der zäheste und gefährlichste angesehen. In diesem Roman schildert Kristin Hannah sowohl familiäre als auch moralische Konflikte, die zu Hunderten oder auch Tausenden im Krieg stattgefunden haben werden.

Im Einzelnen hat mich besonders das Durchhaltevermögen von Vianne, die für sehr viele französische Frauen unter der Herrschaft der Nazis steht, beeindruckt und wie sie trotz beinahe täglicher Rückschläge für ihre Tochter weitergelebt hat. Und auch Isabelle hat in mir den Wunsch geweckt, im Ernstfall so zu handeln wie sie. Denn dieses scheinbar so furchtlose Mädchen hat Sachen bewirkt, die keine Armee von Soldaten zustande bringen könnte.

Aber neben all diesen Punkten ist mir vor allem klar geworden, wie wichtig die Familie und die Liebe ist, denn die gibt uns Kraft, von der wir eigentlich glaubten, dass sie uns längst verlassen hat.

Lena

Könnt ihr euch besser mit Vianne oder mit Isabelle identifizieren? Warum? Und versteht ihr, dass Vianne ihre Schwester von sich stößt, als diese eigentlich dringendst Hilfe braucht? Schreibt es in die Kommentare! 😊