Die Schnüfflerin – Handlungsorte (Anne von Vaszary; 2020; Knaur-Verlag)

Die Schnüfflerin – Handlungsorte (Anne von Vaszary; 2020; Knaur-Verlag)

Sie riecht etwas, was du nicht siehst …

Die von einem One-Night-Stand schwangere Nina wird in einem Restaurant beinahe zum Opfer eines Giftanschlags. Dank ihres plötzlich so ausgeprägten Geruchssinns probiert sie nicht von der Zwiebelsuppe, an der die anderen Gäste auf Grund von untergemischtem Zyankali sterben. Unter den um Luft ringenden Gästen ist auch der Vater ihres Kindes … Doch das soll nicht Ninas einzige Sorge bleiben. Denn als einzige Überlebende rückt sie in den Fokus der Ermittlungen. Ist sie ein Opfer? Oder die Täterin? Oder kann sie gezielt bei den Ermittlungen helfen? Um ihre Unschuld zu beweisen, macht sie sich auf den Weg durch Berlin und landet dabei an den verschiedensten Orten …

Mit Orten verbinden wir eine ganze Menge, das kann keiner leugnen. Die meisten Menschen haben einen Ort, den sie als ihr Zuhause bezeichnen würden, einen Ort, an den sie immer zurückkommen können. Jeder Ort ist verbunden mit Erinnerungen. Da gab es den ersten Kuss am Strand, den fürchterlichen Streit mit der besten Freundin im Park oder den wunderbaren Urlaub in Griechenland. Manche dieser Orte würde man meiden, andere jedoch immer wieder aufsuchen, nur um sich zu erinnern.

Auf ihrer Suche nach Beweisen für ihre Unschuld kommt Nina an vielen Orten vorbei. Sie lässt sich treiben von den Ermittlungen und von ihrer Nase, geht dort hin, wo sie eine bestimmte Erinnerung vermutet, sei es ihre eigene oder die eines möglichen Täters oder einer möglichen Täterin. Zu Beginn befindet sie sich jedoch im „Oscars“, dem französischen Restaurant, wo der Giftanschlag passiert. Ein recht vornehmer Ort mit den weißen Tischdecken und den Kerzen, wie Nina findet, nur vermisst die das Toilettenpapier auf den Sanitäranlagen, weswegen sie gezwungen ist, ein fremdes Taschentuch anzunehmen …

Einen bedeutenden Teil ihrer Zeit verbringt sie auch in ihrer Wohnung, naja, in der Wohnung ihrer Freundin, die nie dort ist. Charakteristisch ist leider der Rauchgeruch, da Nina vor kurzem dummerweise ihr Bett angezündet hat, die Geschichte dazu solltet ihr selber lesen. Ansonsten gibt es eine Küche, ein Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer, wo sie in der Zeit, die sie sicherheitshalber Zuhause verbringen soll, viel Zeit zum Nachdenken hat und auf so einige schlaue Gedanken kommt …

Was wäre ein guter Krimi ohne verschiedene Fährten? So bleibt Nina nicht in Berlin, sondern folgt mit dem Kommissar einer heißen Spur bis nach Rügen an die Ostsee, um dort eine Pension von möglichen Tätern aufzusuchen. Ob sie dort erfolgreich waren? Irgendwas scheint sie wieder nach Berlin zu bringen, denn ein nächster bedeutender Ort ist die Eichstraße. In der Wohnung einer Frau, bei der der Vater ihres Kindes scheinbar eine geraume Zeit verbracht hat, stößt sie auf Spuren, die ihr bei der Ermittlung helfen könnten. Allerdings stößt sie nicht nur auf Spuren, ganz offensichtlich ist dort auch noch jemand außer ihr …

Über die letzten zwei Orte mag ich nicht so viel sagen, denn diese beiden halten noch eine Hand voll Überraschungen bereit. Aber sagen wir mal so: Die unscheinbarsten Orte und hässlichsten Tapeten in einem Kinderzimmer können einen ganz schön schnell ins Krankenhaus bringen …

Spannend, spannend … Nina auf ihrer Reise zu folgen hat mir sehr viel Spaß gemacht! Sie ist ein spannender Charakter und an jedem Ort haben sich wieder neue Hinweise oder Rätsel versteckt. Da gab es auch noch den Wald und den Coffee-shop … Wenn ihr wissen wollt, was es damit noch auf sich hat, dann rate ich euch unbedingt, den Krimi zu lesen! Es lohnt sich!

Wir verlosen auch ein Exemplar dieses Buches. Schaut dazu entweder auf unserem Instagram-Account vorbei und erfüllt dort die Teilnahmebedingungen oder schreibt uns unter diesen Beitrag eure persönliche Antwort auf die unten stehenden Fragen!

Lena

Dieser Beitrag ist Teil einer Themwoche zu besagtem Krimi. Weitere spannende Beitrage findet ihr auf folgenden Blogs: www.ricysreadingcorner.de www.lesendes-federvieh.de www.thefantasticworldofmine.de und www.leseengel.blogspot.com

Wenn ihr das Buch gelesen habt oder auch nur unsere Ausführung – welcher Ort hat es euch am meisten angetan? Und wo würde eure Nase euch hinführen, wenn ihr so ein ausgeprägtes Gespür hättet?

The Hate U Give (Angie Thomas; 2017 – cbt)

The Hate U Give (Angie Thomas; 2017 – cbt)

“THUG LIFE – The Hate U Give Little Infants F*ck Everybody” – Diese Zeile des Rappers 2pac hören Starr und ihr bester Freund Khali kurz bevor sie im Auto von der Polizei gestoppt werden. Ein Moment, der alles verändert.

Starr lebt in einem Vorstadtghetto in den USA. Obwohl ihr Leben zunächst unbeschwert erscheint – sie hat zwei Brüder, ihre Mutter ist Ärztin und ihr Vater besitzt einen Laden – ist ihr Alltag ganz schön tough. Drogenhandel, Gang-Kämpfe oder Unruhen sind ein fester Bestandteil ihrer täglichen Erfahrungen. Entsprechend abgehärtet verhält sie sich in ihrem Heimatviertel.

Allerdings hat Starr auch eine ganz andere Seite: Die Williamson-Starr. Die Williamson ist die fast ausschließlich weiße Privatschule, auf die ihre Eltern sie schicken, da die Ausbildung an einer Schule in ihrem Viertel nichts wert sei. Zusammen mit ihren Freundinnen Maya und Hailey und ihrem festen Freund Chris verhält sie sich höflicher, weniger aufbrausend und „weißer“, wie sie es nennt. Obwohl sie eine der wenigen Schwarzen an der Schule ist, erfährt sie dort kaum Rassismus und fühlt sich wohl. 

Doch dann wird Khali erschossen.

Bei einer Verkehrskontrolle.

Einfach so.

Grundlos.

Von einem weißen Polizisten.

Trauer und Wut. Und Entscheidungen: Verteidigt Starr Khali öffentlich oder bleibt sie still? Erzählt sie von Khalis kleinkrimineller Vergangenheit, damit die Leute ihn nicht nur „Thug“ oder „Drogendealer“ nennen, aber riskiert damit den Zorn des mächtigsten Gang- Oberhauptes in ihrem Viertel? Erzählt sie ihren weißen Freunden von dem Vorfall, muss sie sich endgültig entscheiden: Ist sie die Ghetto-Starr oder die Williamson-Starr? Oder kann sie beides sein?

Der Roman hat mich umgehauen. Nicht nur super eindrücklich, sondern auch sehr lehrreich und spannend erzählt Angie Thomas von den immer noch vorhanden Rassismus-Problemen in den USA. Gerade jetzt, wo „Black Lives Matter“ top aktuell ist, empfiehlt es sich wirklich, diesen Roman zu lesen. Denn obwohl dies eine fiktive Geschichte ist, gibt es leider viel zu viele wirkliche Geschichten wie diese, die auf rassistischen Handlungen basieren. Starrs Geschichte hat mich genau so traurig, wütend und fassungslos gemacht, wie sie selbst. Am liebsten wäre ich mit ihr auf die Straßen gegangen und hätte mit ihr für Gerechtigkeit gekämpft. 

Majlis

Wie hättet ihr an Starrs Stelle gehandelt? Habt ihr schon mal Alltagsrassismus mitbekommen?

One of us is lying (Karen M. McManus; 2017 – Delacorte/RH, US – Verlag)

One of us is lying (Karen M. McManus; 2017 – Delacorte/RH, US – Verlag)

Wenn der unbeliebteste Junge an deiner Schule stirbt und du zu den Tatverdächtigen gehörst, dann kann dein Leben ziemlich schnell zur Katastrophe werden …

An der Bayview High befinden sich gleich vier Jugendliche in dieser Lage: Bronwyn, die wirklich schlau ist und der Familietradition nach unbedingt nach Yale folgen muss, Addy, ein eher unscheinbares, aber wirklich hübsches Mädchen, Cooper, der Baseballprofi der Schule, und Nate, der eher dafür bekannt ist, dass er mit Drogen dealt.

Diese vier Schüler müssen an einem Nachmittag aus einem Grund, den keiner von ihnen nachvollziehen kann, nachsitzen. Auch mit dabei ist Simon, der eine Erdnuss-Allergie hat und der Urheber einer App ist, in der er Geheimnisse der Schüler ausplaudert und damit schon so einigen Schaden angerichtet hat … In dieser etwas merkwürdigen Nachhilfestunde klappt Simon ganz plötzlich zusammen, später werden in seinem Wasser Spuren von Erdnussöl gefunden, und verstirbt kurz darauf im Krankenhaus. Am nächsten Tag wollte er eigentlich einen Post veröffentlichen, in dem es um Bronwyn, Addy, Cooper und Nate gehen sollte. Überraschung? Die Polizei geht dem plötzlichen Tod auf die Spur und ins Rampenlicht gelangen die vier Schüler, deren Alltag nun von Besuchen auf dem Polizeirevier und der Presse geprägt ist. Denn alle haben sie ein Geheimnis, das um keinen Preis an die Öffentlichkeit gelangen darf, und damit ein Motiv …

Wessen Geheimnis könnte so schlimm gewesen sein, dass er oder sie um jeden Preis verhindern wollte, dass die Öffentlichkeit davon erfährt? Was soll man machen, wenn einem die anderen drei Mitverdächtigen eigentlich sympathisch erscheinen, aber fraglich ist, ob einer von ihnen ein Mörder ist? Und wenn sich aus einer verbotenen Freundschaft vielleicht sogar noch mehr entwickelt …?

Karen M. McManus lässt den Roman im Wechsel von Bronwyn, Addy, Cooper und Nate erzählen. Mir ging es so, dass ich immer wieder einen Verdacht hatte, wer es gewesen sein könnte, aber als dann das nächste Kapitel aus der Sicht dieser Person geschrieben wurde, war ich wieder verunsichert. Ich hatte sehr viel Spaß daran, zusammen mit der Polizei und den vier Schülern herauszufinden, wer der Täter ist und was seine Beweggründe waren, den Mord zu begehen. Außerdem sind mir die Protagonisten mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen, sodass ich mir gar nicht vorstellen wollte, dass ich mich in einem von ihnen getäuscht haben könnte, weshalb ich auch nicht in der Lage war, das Buch wieder aus der Hand zu legen … 😉

Ich kann diesen Roman allen Lesern empfehlen, die gerne mit den Protagonisten mitfiebern und Spaß daran haben, in die Rolle eines Detektivs zu schlüpfen. Und ich freue mich schon auf den zweiten Teil …

Lena

Gab es für euch jemanden, der in euren Augen verdächtiger war als die anderen? Und warum? Und gab es jemanden, den ihr von vorneherein ausgeschlossen habt? Schreibt es in die Kommentare! 😊