Leaving the frame – eine Weltreise ohne Drehbuch (Maria Ehrich; 2019 – Ullenstein)

Leaving the frame – eine Weltreise ohne Drehbuch (Maria Ehrich; 2019 – Ullenstein)

„Wie viel man doch verändern konnte, wenn man sich einfach nur traute den ersten Schritt zu machen.“ 

Maria Ehrich ist mit ihrem Beruf und Leben als Schauspielerin eigentlich glücklich, aber plötzlich wird ihr bewusst, dass sie nur noch ihren Alltag von Tag zu Tag lebt. Deshalb ist sie sofort Feuer und Flamme, als ihr Freund Manu ihr eine Reise vorschlägt. Eine lange, sehr lange Reise.

Beim längeren Nachdenken packen sie Zweifel: Was wird aus Freunden, Familie und Job? Trotzdem trauen sich die beiden und machen sich auf den Weg. Ursprünglich geplant sind Kenia, Hawaii, Mexico und Norwegen. Später entscheiden sie sich gegen Norwegen und für die USA. Ihr Ziel: „Wir wollen auf unserer Reise Menschen finden, die ein völlig anderes Leben führen als wir. Menschen, die sich für etwas einsetzten, etwas tun, etwas zurückgeben, wovon die meisten Leute auf dieser Welt keine Ahnung haben. Menschen, die groß denken und die Welt auf ihre Art ein bisschen besser machen, und – wir wollen einen Film darüber drehen.“

Allerdings haben sie nicht nur einen Film gedreht, sondern Maria hat auch ein Buch geschrieben. Es geht natürlich um die Reise, aber vor allem um die besonderen Begegnungen der beiden. Ob nun eine Nonne aus Kenia, die ganz alleine Waisenkinder großzieht, oder ein Holocaust-Überlebender in den USA. Die beiden treffen auf viele beeindruckende Menschen mit noch beeindruckenderen Geschichten. Dabei lernen sie auch, dass nicht immer alles kommt wie geplant, aber dass das okay ist. Für so eine Reise brauchen die beiden viel Mut und häufig müssen sie Ängste überwinden.

Ich finde es so beeindruckend, was sich die beiden getraut haben. Nicht nur die Idee hinter der Geschichte, sondern auch die Umsetzung ist echt gut gelungen: Der Film ist mitreißend. Mit tollen Aufnahmen, die auch im Buch sehr eindrücklich beschrieben werden. Allerdings bin ich froh, zuerst das Buch gelesen zu haben. Dort gibt es deutlich mehr Hintergrundinformationen. Außerdem hat es sich echt gut angefühlt, mit hinter die Kulissen genommen zu werden und auch von den Momenten ohne Kamera zu erfahren. Am beeindruckendsten finde ich, wie offen Maria mit ihren Gedanken und Gefühlen umgeht. Sie schreibt sehr ehrlich auch von den Momenten, in denen sie Zweifel oder Angst hat. Dadurch ist das Buch auf einer sehr persönlichen Ebene geschrieben. Mich hat das gefreut, da ich schon länger Fan von Maria Ehrich bin und sie so besser kennenlernen konnte. Ich kann diese Geschichte wärmstens empfehlen! Gerade in dieser Zeit der Reisebeschränkungen zeigt sie, dass es noch unglaublich viel zu entdecken gibt.

Majlis

Würdet ihr euch trauen loszureisen? Welche Begegnung findet ihr am inspirierendsten? 

Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln (Adriana Popescu; 2020 – cbt)

Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln (Adriana Popescu; 2020 – cbt)

Samuel – der Neue, der nichts lieber möchte, als sein altes Leben hinter sich zu lassen und doch daran festhält. Theo – der so gerne wieder wie früher wäre und sich seinen Ängsten doch nicht stellen kann. Marie – die immer für alle da und doch allein ist.

An seinem ersten Schultag an der neuen Schule begegnet Samuel direkt den beiden Geschwistern Marie und Theo. Allerdings weiß er zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass die beiden miteinander verwandt sind. Zuerst leiht er sich einen Kuli von Marie, weil er seine Stifte vergessen hat, und hilft später Theo aus der Patsche, der mal wieder von Andi Schneider und seinen Kumpels gemobbt wird. Als Samuel Theo gerade dabei helfen will, dessen Sachen aufzuheben, kommt Marie hinzu und nimmt Theo direkt in Schutz. Dabei hat Samuel doch ausnahmsweise mal nichts falsch gemacht. Als sich die Situation aufklärt, ist Marie sehr froh, denn sie hatte Samuel von Anfang an sympathisch gefunden und wäre enttäuscht gewesen, wenn er ihr das Gegenteil bewiesen hätte.

Nach ein paar weiteren Vorfällen, in denen Samuel Theo hilft, erkennt Marie, was für ein Gewinn Samuel ist und ist dankbar, eine weitere Stütze für ihren Bruder zu haben. Samuel tut sein Bestes, um Theo zu helfen. Doch warum alle Theo wie ein rohes Ei behandeln, weiß er noch nicht. Dafür erfährt ausgerechnet Theo durch Zufall etwas über Samuels Vergangenheit …

Freundschaft, Liebe und Geschwisterliebe bringen die drei zusammen und doch sind sie sich manchmal im Weg, stoßen sich ab. 

Der Roman hat mich sehr begeistert! Adriana Popescu schafft es, viele verschiedenen Themen, wie Ängste, Gewalt, Mobbing, aber auch Freundschaft, Liebe und Geschwisterliebe zu vereinen und eindrucksvoll zu schildern. Ich habe die Inhaltangabe bewusst kurzgehalten, weil man am Anfang als Leser kaum etwas weiß und viele Vorgeschichten erst im Laufe der Zeit aufgeklärt werden. Gerade deshalb hat mich das Buch aber auch so gefesselt – ich wollte halt immer wissen, wie es weitergeht und was passiert ist. Besonders toll fand ich, dass der Roman abwechselnd aus Maries, Samuels und Theos Perspektive geschrieben ist, sodass man alle drei von innen und außen kennenlernt und ihr Handeln besser versteht. Der Roman hat mir vor allem gezeigt, dass man sich gegen Mobbing wehren muss aber auch, dass Menschen sich ändern können. Bisher habe ich nicht so viele Bücher gelesen, in denen es um Mobbing und andere Formen von Gewalt ging, aber war von diesem sehr begeistert und kann es auch allen empfehlen!

Majlis

Wie hättet ihr an Maries Stelle gehandelt, als sie Samuels Vergangenheit herausgefunden habt? Konntet ihr nachvollziehen, dass es Samuel immer noch zu „den Jungs“ gezogen hat? Schreibt es in die Kommentare! : )