Nur mit dir (Emilie Turgeon; 2020 – dtv)

Nur mit dir (Emilie Turgeon; 2020 – dtv)

„Ich weiß nicht, warum und wie es möglich ist, aber sobald du auftauchst, höre ich. Wenn du gehst, kehrt die Stille zurück.“

Roxanne ist taub. Dabei funktionieren ihre Ohren einwandfrei. Seit etwa acht Jahren leidet sie an „Psychogener Taubheit“. Das heißt, dass sie ihr Gehör aufgrund eines Traumas verloren hat. Klar, inzwischen kommt sie im Alltag gut zurecht: Sie geht auf eine spezielle Schule, kommuniziert durch Gebärdensprache und Lippenlesen und guckt Filme mit Untertiteln. Trotzdem wünscht sie sich nichts mehr, als wieder hören zu können. Ihr Psychologe geht davon aus, dass sie ihr Gehör wiederbekommen könnte, wenn sie das Trauma, das den Hörverlust ausgelöst hat, bekämpfen würde. Wenn sie sich bloß erinnern könnte, was in jener Nacht vor acht Jahren geschah! Doch nicht mal ihre Eltern wissen genau, was passiert ist.

Dann trifft sie Liam. Liam und Roxanne waren beste Freunde in der Grundschule, aber seit ihrem „Unfall“ haben die beiden einander nicht mehr gesehen. Als Roxanne Liam auf einer Kostümparty trifft, erkennt sie ihn zunächst nicht. Was sie hingegen merkt, ist, dass sie auf einmal hören kann. Als wäre sie nie taub gewesen. Sobald Liam sie zuhause absetzt, dringt kein Ton mehr an ihre Ohren. Ist das Einbildung? Aber es passiert wieder, als Liam seine Schuhe bei ihr abholt. Die durfte sie sich leihen, nachdem ihre eigenen komplett durchnässt waren. Langsam merkt sie, dass ihr Gehör nur in Liams Gegenwart wieder funktioniert. Woran kann das bloß liegen? Ihr Psychologe denkt, dass Liam irgendwie wichtig gewesen sein muss in der Nacht, in der sie taub wurde. Doch was geschah damals? Ist es möglich, dass Roxanne ihr Gehör vollständig zurückgewinnt?

Was für ein toller Roman! Emilie Turgeon schafft es, dass einem Roxanne direkt ans Herz wächst. Ich finde, Gehörlosigkeit ist ein sehr spannendes Thema und es ist spannend, eine neue Perspektive kennenzulernen. Ich konnte ziemlich schnell nach dem Beginn des Buches in die Geschichte eintauchen. Ein bisschen hat sie mich an „Vielleicht passiert ein Wunder“ von Sara Barnard erinnert. Ich kann euch allen diesen wundervollen Roman empfehlen!

Majlis

Was habt ihr als Grund des Traumas erwartet? Habt ihr schon mal ausprobiert, Gebärdensprache zu lernen? 

Drei Schritte zu dir (Rachael Lippincott, Tobias Iaconis, Mikki Daughtry; 2018 – dtv)

Drei Schritte zu dir (Rachael Lippincott, Tobias Iaconis, Mikki Daughtry; 2018 – dtv)

Masken, Abstand, Desinfektionsmittel – obwohl dies momentan alles zu unserem eigenen Schutz dient, sind die meisten von uns davon genervt. Jetzt stellt euch mal vor, das wäre euer ganzes Leben lang so. wie bei der 17-jährigen Mukoviszidose-Patientin Stella.

Mukoviszidose ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung. Wer jetzt nur Bahnhof versteht – kein Problem, hab ich am Anfang auch nur ; ) Grundsätzlich bildet sich zum einen Schleim in der Lunge, der den Patienten das Atmen erschwert, und zum andern wird auch grundsätzlich das Immunsystem geschwächt, sodass jede Art von Krankheit sehr gefährlich für die Patienten sein kann.

Stellas Lungenfunktion liegt aktuell bei 35%. Als erneut ein vierwöchiger Krankenhausaufenthalt ansteht, der sie auch ihre Abschlussfahrt kostet, lernt sie den neuen Patienten Will kennen. Will hat allerdings nicht nur Mukoviszidose, sondern zudem ein gefährliches Bakterium, das ihm alle Hoffnungen auf eine Spenderlunge zunichte macht. Deshalb müssen die beiden 2m oder auch vier Schritte Abstand voneinander halten. Doch Will ist fasziniert von der willensstarken Stella und Stella ist entschlossen, Strukturen in Wills Alltag zu bringen und ihn daran zu hindern, ständig seine Medikamente zu vergessen. So vergrößert sich die Anziehung zwischen den beiden immer mehr, bis Stella schließlich einen entscheidenden Schritt wagt. Einen einzigen der vier Schritte klaut sie zurück, sodass sich die beiden mithilfe eines Billardqueues auf drei Schritte Abstand einigen. Doch auch der verkleinerte Abstand wird immer schwerer zu ertragen. Bald muss Stella sich entscheiden: Will oder eine neue Lunge?

Der Roman hat mich sehr berührt! Die drei Autoren haben es mithilfe wechselnder Perspektiven geschafft, sowohl Stellas als auch Wills Ängste, aber auch Träume darzustellen. Es ist sehr beeindruckend, den Krankenhausalltag der beiden mitzuerleben. Obwohl es zwischendrin sehr traurig wird, ist der Roman nicht deprimierend, sondern eher motivierend, die Hoffnung nicht aufzugeben und genau das macht diese Geschichte so unglaublich schön. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen uns die Corona-Regeln nerven, ist es gut, mal eine andere Perspektive einzunehmen. Ich kann das Buch allen empfehlen, denen beispielsweise „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green gefallen hat, aber auch allen anderen, die es gerne mal emotional mögen. 

Majlis

Wie hättet ihr euch an Stellas Stelle entschieden? Wie fandet ihr das Ende? Schreibt es in die Kommentare 🙂

Die ist die Lösung zu Collage 06.