Die Edelsteintrilogie (Kerstin Gier; 2009 ,2010, 2016 – Arena Verlag)

Die Edelsteintrilogie (Kerstin Gier; 2009 ,2010, 2016 – Arena Verlag)

In die Vergangenheit reisen – das wollten wir doch alle schon mal können, oder? Nicht aber, wenn man unkontrolliert durch die Zeit springt. So geht es nämlich Gwendolyn nach ihrem 16. Geburtstag.

Auf einmal springt die junge Londonerin in einem Ohnmachtsanfall aus der Gegenwart und landet für etwa zehn Minuten zwar am selben Ort, aber in einer völlig fremden Zeit. Bis dies wiederholt auftritt, denkt sie an Phantasien. Doch dann erfährt ihre Mutter davon und bringt sie zur sogenannten „Loge“. Was Gwendolyn bisher nicht wusste: Trotz ihres Nachnamens „Shepherd“ gehört sie zur Familie der Montroses. Zwölf Familienmitglieder aus den Familien Montrose und De Villiers besitzen das sogenannte Zeitreise-Gen. Allerdings dachten alle, dass Charlotte, Gwendolyns Cousine, die letzte Zeitreisende sei. Deshalb ist diese zusammen mit Gideon de Villiers, ihrem zwei Jahre älteren Zeitreisebegleiter, von Kindheit auf trainiert und auf Zeitreisen vorbereitet worden, denn es ist so, dass alle männlichen Zeitreisenden aus der Familie der de Villiers stammen und alle weiblichen aus der Linie der Montroses. Sie lernten zum Beispiel Moden, Tänze, Sprachen und Etikette verschiedener Epochen. Schon vor vielen Jahren wurden die Geburtsdaten der Genträger vorherbestimmt, sodass sich die Loge ziemlich sicher sein konnte, wer zu den Zeitreisenden gehört. Obwohl das unkontrollierte Reisen erst mit dem 16. Geburtstag einsetzt, konnten Charlotte und Gideon also schon vorher trainiert werden. Allerdings hat Gwendolyns Mutter deren Geburtsdatum gefälscht, da sie hoffte, so den Kontakt zur Loge umgehen zu können. Als sich nun herausstellt, dass an Charlottes Stelle Gwendolyn das Gen geerbt hat, herrscht zunächst ziemliche Verwirrung. Charlotte ist beleidigt, Gideon ist genervt und Gwendolyn ist ziemlich überfordert. Zum Glück hilft ihr ihre beste Freundin Leslie, das alles durchzustehen.

Um die unkontrollierten Zeitsprünge zu vermeiden, muss Gwendolyn täglich zum Elapsieren. Das bedeutet, dass sie mit dem Chronografen, einer Zeitreise-Maschine, die aber nur die Genträger benutzen können, in die Vergangenheit geschickt wird. Obwohl sie der Loge nicht vertraut, muss sie sich wohl oder übel in deren Hände begeben. Zusätzlich muss sie zusammen mit Gideon Aufträge in der Vergangenheit erledigen. Schon bald naht Gwendolyns erster Einsatz. Doch wie soll sie es schaffen, die Tänze und Etikette innerhalb von wenigen Wochen zu beherrschen, die Charlotte und Gideon in mehreren Jahren gelernt haben? In den Augen der beiden ist sie der Tollpatsch, der nichts auf die Reihe bekommt. Doch nach und nach merkt Gwendolyn, dass Gideon vielleicht doch so kein großer „Kotzbrocken“ ist. Allerdings muss sie dafür bald feststellen, dass man nicht jedem vertrauen kann.

Eine großartige Buchreihe! Kerstin Gier lässt uns Leser komplett in die Geschichte eintauchen und so alle Abenteuer zusammen mit Gwendolyn erleben. Eine coole Idee fand ich auch, den Grafen von Saint Germain einzubringen, den es wirklich gegeben hat, und ihm einen neuen Charakter zu geben. Nicht nur die Idee hinter der Geschichte, sondern auch deren Umsetzung hat mir super gut gefallen. Die Bücher gehören definitiv zu meinen Lieblingsbüchern und ich habe schon mehrmals das tolle Gefühl erleben dürfen, nach langer Zeit wieder in die Geschichte eintauchen zu können und zu merken, dass man fast vergessen hat, wie toll die Romane sind. 

Ich habe mich dafür entschieden, die Buchreihe als Ganzes zu rezensieren, weil die Bücher nahtlos aneinander anknüpfen und auch die ganze Buchreihe in wenigen Wochen spielt. Die einzelnen Bände heißen übrigens: „Rubinrot -„, „Saphirblau -“ und „Smaragdgrün – Liebe geht durch alle Zeiten“.

Zudem möchte ich auf die Filme aufmerksam machen. Die Geschichte ist dieselbe, aber etwas anders auf die verschiedenen Teile aufgeteilt. Zudem wurden natürlich Ereignisse weggelassen, aber auch einige neue Elemente mit eingebracht. Insgesamt sind die Filme also etwas anders als die Bücher, aber sie haben mir auf ihre Weise genauso gut gefallen. Ich kann die Filme wirklich allen empfehlen, auch denen, die grundsätzlich lieber Bücher als deren Verfilmungen mögen. 

Majlis

PS Wärt ihr gerne in Gwendolyns Situation? Fandet ihr die Bücher oder die Filme besser (ich kann mich nicht entscheiden 😉 )? Schreibt es in die Kommentare 🙂

Dies ist die Lösung zu Collage 14.

Alle Toten fliegen hoch – Amerika (Joachim Meyerhoff; 2011 – Kiepenheuer&Witsch)

Alle Toten fliegen hoch – Amerika (Joachim Meyerhoff; 2011 – Kiepenheuer&Witsch)

Wenn man als 18-jähriger Norddeutscher einen Trip nach Hamburg als Abenteuer empfindet, sollte man dringend mal raus kommen. Das denkt sich 1985 auch Joachim Meyerhoff und beschließt, ein Jahr in Amerika zu verbringen. 

Nachdem er bei einem Vorbereitungstreffen für das Auslandsjahr in Hamburg, einer Eingebung folgend, den Bewerbungsbogen mit falschen Informationen ausgefüllt hat, wird er tatsächlich angenommen und landet schließlich in dem kleinen Ort Laramie, Wyoming, in einer strenggläubigen Familie mit drei Söhnen.

Zuerst fällt es ihm schwer, sich in dem Land mit der fremden Sprache zurechtzufinden, doch nach und nach lernt er immer mehr, sich anzupassen. Seine Gasteltern sind sehr freundlich zu ihm, nur der jüngste Sohn, der als einziger noch mit im Haus wohnt, scheint etwas gegen ihn zu haben und macht ihm das Leben schwer.

Voller Neugier und Lust am Skurrilen stolpert Joachim in lauter verrückte Aktionen, wie zum Beispiel einen Besuch im Gefängnis mit seinem ehemaligen Lehrer oder Whirlpoolparties hoch in den Bergen. Als er sich gerade eingewöhnt, neue Freunde gefunden, beim Basketballspielen Fuß gefasst hat und von den meisten Schülern nur noch „German“ genannt wird, ereilt ihn die Nachricht eines Todesfalls in seiner Familie. Voller Trauer fliegt er zur Beerdigung nach Deutschland zurück. Doch dort hat er das Gefühl, von der Trauer der anderen Familienmitglieder erdrückt zu werden. Seine gerade neu gewonnene Freiheit wird ihm direkt wieder genommen. Kann er seine Familie im Stich lassen und in sein freies amerikanisches Leben zurückkehren?

Der Schauspieler, Regisseur und Autor Joachim Meyerhoff schreibt rückblickend über seine eigene Jugend. Dieses Buch und auch die nachfolgenden Bände haben mich sehr gefesselt. Es fällt mir schwer zu beschreiben, woran das lag. Vielleicht an der perfekten Mischung aus lustig und ernst? Zudem schreibt er sehr ehrlich und man hat das Gefühl, dass er nichts vor einem verbergen möchte. In jedem Fall hat Joachim Meyerhoff einen unglaublich tollen Schreibstil, der einen in den Bann zieht. Man kann sich dadurch, dass er in der Ich-Perspektive schreibt, gut in ihn hineinversetzten. Was mir zusätzlich sehr gut gefallen hat, war seine Art, beim Schreiben zwischendurch immer wieder abzuschweifen und kurze Anekdoten aus seiner Kindheit mit einzubringen, ohne dass man das Gefühl hat, dass die Handlung unterbrochen wird. 

Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die selbst mal ein Auslandsjahr machen wollen, aber auch allen anderen, weil es einfach ein toller Roman ist ; )

Majlis

Hat euch sein Schreibstil auch so gut gefallen? Wart ihr schon mal in Amerika? Schreibt es in die Kommentare 🙂